Praxisbeispiel: Sanierungspreis 2021 Denkmalsanierung mit Erneuerung des historischen Fachwerkgiebels

Taglieber Holzbau GmbH aus Oettingen gewinnt Sanierungspreis 2021

Bereits zum elften Mal verlieh die Rudolf Müller Mediengruppe am 17. Februar 2022 den Sanierungspreis in den Kategorien Dach, Holz, Metall, Bauwerkserhaltung und Fliesen sowie den exklusiven OWA-Sonderpreis für nachhaltige Deckengestaltung. Aus insgesamt 47 eingereichten Objekten, die allesamt von großem handwerklichen Können und einem hohen Niveau der Sanierungsleistungen in ihrem jeweiligen Gewerk zeugen, wählte die Jury im vergangenen Herbst insgesamt sechs Gewinner. Einer von Ihnen ist die Taglieber Holzbau GmbH aus Oettingen, die mit der umfangreichen Sanierung eines denkmalgeschützten Fachwerkhauses aus dem 15. Jahrhundert auch logistisch eine sehr besondere Aufgabe übernahm. Taglieber ist mit seinen ca. 200 Mitarbeitern so weit aufgestellt, dass es so eine herausragende Kompetenz für eine Sanierung vorweisen kann.

Denkmalsanierung mit Erneuerung des historischen Fachwerkgiebels

Die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes in Nördlingen war eine sehr besondere Aufgabe für die Taglieber Holzbau GmbH, da das Haus in der beengten Nördlinger Innenstadt liegt, an die beiden Traufseiten direkt Häuser angrenzen und vor der Westseite nur eine schmale Einbahnstraße ist.
Die Entwurfsplanung der umfangreichen Sanierung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Die erste Variante enthielt zum Beispiel eine komplette Glasfassade auf der Rückseite, die in der zweiten Entwurfsfassung in eine Holz- und Putzfassade geändert wurde. Final genehmigt und umgesetzt wurde die Denkmalsanierung wie folgt:
Auf der Gebäuderückseite wurde der neuzeitliche Anbau an den historischen Bestand angeglichen, indem das Dach um 90° gedreht und auf die gleiche Höhe des Hauptdaches angehoben wurde. Auf der Vorderseite des Gebäudes wurde der Fachwerkgiebel im Obergeschoss saniert und beschädigte Teile wurden in Absprache mit dem Denkmalamt ergänzt oder ausgetauscht. Ab dem 1. Dachgeschoss musste der bestehende Fachwerkgiebel komplett erneuert werden, da die Holzkonstruktion erhebliche Schäden aufwies. Dabei wurde der neue Fachwerkgiebel komplett im Werk vorgefertigt, gestrichen, verputzt und originalgetreu nachempfunden. Der Vorteil der Vorfertigung ist, dass das Gewicht auf das Gebäude durch die Leichtbauweise reduziert wird, was sich positiv auf die Statik auswirkt. Der Aufbau des neuen Giebels ist diffusionsoffen, wodurch eine Rücktrocknung von Feuchtigkeit möglich ist. Durch die Vorfertigung ist man witterungsunabhängig und erreicht eine höhere Qualität. Bevor der Bau des neuen Giebels starten konnte, wurde ein Muster für die Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege angefertigt. Nach dessen Genehmigung wurden innerhalb von vier Wochen die einzelnen Giebelelemente produziert. Dabei wurde die „Schiefe“ des bestehenden Gebäudes, der Wände und Fenster mit Hilfe eines verformungsgerechten Aufmaßes auch im neuen Giebel umgesetzt. Neue Holzfenster aus Eiche sowie neue, wiederum im Werk komplett vorfertigte und verputzte Gauben, sorgen für mehr Tageslicht im Inneren.
Ein umfangreiches denkmalpflegerisches Maßnahmenkonzept mit den verschiedenen Maßnahmen und Materialien wurde gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Denkmalbeauftragten der Stadt nach vielen Voruntersuchungen erstellt, um aufzuzeigen, welche historischen Elemente es gibt und auf welche Weise diese erhalten bleiben sollen. Das verformungsgerechte digitale Aufmaß erfasst das Gebäude zeichnerisch inklusive Darstellung der baualterlichen Teile. Vor Beginn der Baumaßnahme hat das Archälogiebüro Dr. Woidich eine denkmalpflegerische Sicherung des Gebäudes durchgeführt (gesichert: alte Münzen, mittelalterlicher Ziegel-Kalk-Estrich).
Im Erdgeschoss wurde der Ziegelestrich erhalten und unter einer Bodenplatte konserviert. Schnitzereien an der Fassade wurden fachgerecht gereinigt, restauriert und konserviert, immer passend zum Farbkonzept, das in Abstimmung mit dem Denkmalschutz erstellt wurde. Die Bohlenbalkendecke im Erdgeschoss wurde freigelegt und bleibt in Zukunft sichtbar. Die vorhandene Brettleisten-Decke und die Bohlenwand, die sich teilweise im 1. Obergeschoss befinden, bleiben sichtbar. Die historischen Fachwerkwände wurden alle erhalten, entweder sichtbar oder hinter einer freistehenden Vorsatzschale konserviert. Die historischen Gefache der Fachwerkwände, die erhalten blieben, wurden wieder mit Lehmputz verputzt und mit Bister gestrichen. Der Dachstuhl wurde komplett erhalten, konserviert und gedämmt. Die Decke im Dachgeschoss 3 wurde mit Aufdoppelungen erhöht, damit der Raum optisch höher ist. Die alten Balken wurden erhalten. Die historische Hauseingangstüre wurde in der hauseigenen Schreinerei restauriert und wieder eingebaut, die Türen im Dachgeschoss wurden samt der bauzeitlichen Schwellen unter den Türen ebenfalls erhalten. Die alte Blockstufentreppe wurde saniert und wieder eingebaut mit besonderem Augenmerk auf das Baluster Geländer.


Hervorzuheben ist der im Werk vorfertigte Fachwerkgiebel

Bei der Sanierung des Dachstuhls zeigte sich, dass die Giebelschwelle erneuert werden musste. Die Profilierung wurde nach historischem Vorbild gefertigt. Es wurden Träger zur Verstärkung eingebaut, natürlich angepasst an die Verformung, damit die Standsicherheit wieder hergestellt ist. Weiterhin waren bei vielen Sparren die Fußpunkte nicht mehr intakt. Sie wurden vom Restaurator ergänzt und mit Eichenägeln verbunden. Auch die Reparaturarbeiten an Pfetten und Streben wurden fachgerecht ausgeführt und mit Eichedübeln verbunden. Holzprodukte wie Nägel oder Schrauben weisen dabei eine höhere Hitzebeständigkeit als identische Stahlprodukte auf. Zwischen den einzelnen Etagen waren die Balkenlagen ohne Boden. Es wurde ein Fehlboden aus Gipsfaserplatten zweilagig stoßversetzt zum Einhalten des Brandschutzes geschaffen, da wegen der Raumhöhe keine Aufbauhöhe für die Böden vorhanden war. Da die Balkenlage von vorne nach hinten um 70 cm fällt, wurde auch im Boden das Gefälle eingebaut, um nicht in die historische Substanz eingreifen zu müssen. Unter die bestehenden Unterzüge wurden Stahlstützen eingebaut, um die Last besser abzutragen.


Die Bauzeit für die Sanierung betrug dank der hohen Vorfertigung nur ein Jahr

Durch die Sanierung des Gebäudes sind in der Nördlinger Altstadt fünf neue Wohnungen mit 66 bis 98 m² Wohnfläche, eine Wohnung mit 194 m² sowie eine 118 m² große Gewerbeeinheit entstanden. Die Sanierung im Sinne des Denkmalschutzes war sehr wichtig, damit sich das Haus weiterhin harmonisch in das Erscheinungsbild der Stadt einfügt und die Charakteristika für die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben.
Belohnt wurde dies mit dem Sanierungspreis in der Kategorie Bauwerkserhaltung. „Wir sind auf das Projekt sehr stolz, weil es ein Paradebeispiel dafür ist, wie man im Denkmalschutzbereich mit einem guten Konzept ein optimales Ergebnis erzielen kann“, so Geschäftsführer Erwin Taglieber. Historisch so viel wie möglich zu erhalten und trotzdem Wohnungen zu schaffen, die den heutigen Ansprüchen genügt. Man sieht hier, dass man Objekte nicht immer abreißen muss sondern auch erhalten kann und einer neuen Nutzung überführt. Die Mieter sind begeistert und fühlen sich wohl.

Taglieber Holzbau GmbH aus Oettingen gewinnt Sanierungspreis 2021

Bereits zum elften Mal verlieh die Rudolf Müller Mediengruppe am 17. Februar 2022 den Sanierungspreis in den Kategorien Dach, Holz, Metall, Bauwerkserhaltung und Fliesen sowie den exklusiven OWA-Sonderpreis für nachhaltige Deckengestaltung. Aus insgesamt 47 eingereichten Objekten, die allesamt von großem handwerklichen Können und einem hohen Niveau der Sanierungsleistungen in ihrem jeweiligen Gewerk zeugen, wählte die Jury im vergangenen Herbst insgesamt sechs Gewinner. Einer von Ihnen ist die Taglieber Holzbau GmbH aus Oettingen, die mit der umfangreichen Sanierung eines denkmalgeschützten Fachwerkhauses aus dem 15. Jahrhundert auch logistisch eine sehr besondere Aufgabe übernahm. Taglieber ist mit seinen ca. 200 Mitarbeitern so weit aufgestellt, dass es so eine herausragende Kompetenz für eine Sanierung vorweisen kann.

Denkmalsanierung mit Erneuerung des historischen Fachwerkgiebels

Die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes in Nördlingen war eine sehr besondere Aufgabe für die Taglieber Holzbau GmbH, da das Haus in der beengten Nördlinger Innenstadt liegt, an die beiden Traufseiten direkt Häuser angrenzen und vor der Westseite nur eine schmale Einbahnstraße ist.
Die Entwurfsplanung der umfangreichen Sanierung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Die erste Variante enthielt zum Beispiel eine komplette Glasfassade auf der Rückseite, die in der zweiten Entwurfsfassung in eine Holz- und Putzfassade geändert wurde. Final genehmigt und umgesetzt wurde die Denkmalsanierung wie folgt:
Auf der Gebäuderückseite wurde der neuzeitliche Anbau an den historischen Bestand angeglichen, indem das Dach um 90° gedreht und auf die gleiche Höhe des Hauptdaches angehoben wurde. Auf der Vorderseite des Gebäudes wurde der Fachwerkgiebel im Obergeschoss saniert und beschädigte Teile wurden in Absprache mit dem Denkmalamt ergänzt oder ausgetauscht. Ab dem 1. Dachgeschoss musste der bestehende Fachwerkgiebel komplett erneuert werden, da die Holzkonstruktion erhebliche Schäden aufwies. Dabei wurde der neue Fachwerkgiebel komplett im Werk vorgefertigt, gestrichen, verputzt und originalgetreu nachempfunden. Der Vorteil der Vorfertigung ist, dass das Gewicht auf das Gebäude durch die Leichtbauweise reduziert wird, was sich positiv auf die Statik auswirkt. Der Aufbau des neuen Giebels ist diffusionsoffen, wodurch eine Rücktrocknung von Feuchtigkeit möglich ist. Durch die Vorfertigung ist man witterungsunabhängig und erreicht eine höhere Qualität. Bevor der Bau des neuen Giebels starten konnte, wurde ein Muster für die Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege angefertigt. Nach dessen Genehmigung wurden innerhalb von vier Wochen die einzelnen Giebelelemente produziert. Dabei wurde die „Schiefe“ des bestehenden Gebäudes, der Wände und Fenster mit Hilfe eines verformungsgerechten Aufmaßes auch im neuen Giebel umgesetzt. Neue Holzfenster aus Eiche sowie neue, wiederum im Werk komplett vorfertigte und verputzte Gauben, sorgen für mehr Tageslicht im Inneren.
Ein umfangreiches denkmalpflegerisches Maßnahmenkonzept mit den verschiedenen Maßnahmen und Materialien wurde gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Denkmalbeauftragten der Stadt nach vielen Voruntersuchungen erstellt, um aufzuzeigen, welche historischen Elemente es gibt und auf welche Weise diese erhalten bleiben sollen. Das verformungsgerechte digitale Aufmaß erfasst das Gebäude zeichnerisch inklusive Darstellung der baualterlichen Teile. Vor Beginn der Baumaßnahme hat das Archälogiebüro Dr. Woidich eine denkmalpflegerische Sicherung des Gebäudes durchgeführt (gesichert: alte Münzen, mittelalterlicher Ziegel-Kalk-Estrich).
Im Erdgeschoss wurde der Ziegelestrich erhalten und unter einer Bodenplatte konserviert. Schnitzereien an der Fassade wurden fachgerecht gereinigt, restauriert und konserviert, immer passend zum Farbkonzept, das in Abstimmung mit dem Denkmalschutz erstellt wurde. Die Bohlenbalkendecke im Erdgeschoss wurde freigelegt und bleibt in Zukunft sichtbar. Die vorhandene Brettleisten-Decke und die Bohlenwand, die sich teilweise im 1. Obergeschoss befinden, bleiben sichtbar. Die historischen Fachwerkwände wurden alle erhalten, entweder sichtbar oder hinter einer freistehenden Vorsatzschale konserviert. Die historischen Gefache der Fachwerkwände, die erhalten blieben, wurden wieder mit Lehmputz verputzt und mit Bister gestrichen. Der Dachstuhl wurde komplett erhalten, konserviert und gedämmt. Die Decke im Dachgeschoss 3 wurde mit Aufdoppelungen erhöht, damit der Raum optisch höher ist. Die alten Balken wurden erhalten. Die historische Hauseingangstüre wurde in der hauseigenen Schreinerei restauriert und wieder eingebaut, die Türen im Dachgeschoss wurden samt der bauzeitlichen Schwellen unter den Türen ebenfalls erhalten. Die alte Blockstufentreppe wurde saniert und wieder eingebaut mit besonderem Augenmerk auf das Baluster Geländer.


Hervorzuheben ist der im Werk vorfertigte Fachwerkgiebel

Bei der Sanierung des Dachstuhls zeigte sich, dass die Giebelschwelle erneuert werden musste. Die Profilierung wurde nach historischem Vorbild gefertigt. Es wurden Träger zur Verstärkung eingebaut, natürlich angepasst an die Verformung, damit die Standsicherheit wieder hergestellt ist. Weiterhin waren bei vielen Sparren die Fußpunkte nicht mehr intakt. Sie wurden vom Restaurator ergänzt und mit Eichenägeln verbunden. Auch die Reparaturarbeiten an Pfetten und Streben wurden fachgerecht ausgeführt und mit Eichedübeln verbunden. Holzprodukte wie Nägel oder Schrauben weisen dabei eine höhere Hitzebeständigkeit als identische Stahlprodukte auf. Zwischen den einzelnen Etagen waren die Balkenlagen ohne Boden. Es wurde ein Fehlboden aus Gipsfaserplatten zweilagig stoßversetzt zum Einhalten des Brandschutzes geschaffen, da wegen der Raumhöhe keine Aufbauhöhe für die Böden vorhanden war. Da die Balkenlage von vorne nach hinten um 70 cm fällt, wurde auch im Boden das Gefälle eingebaut, um nicht in die historische Substanz eingreifen zu müssen. Unter die bestehenden Unterzüge wurden Stahlstützen eingebaut, um die Last besser abzutragen.


Die Bauzeit für die Sanierung betrug dank der hohen Vorfertigung nur ein Jahr

Durch die Sanierung des Gebäudes sind in der Nördlinger Altstadt fünf neue Wohnungen mit 66 bis 98 m² Wohnfläche, eine Wohnung mit 194 m² sowie eine 118 m² große Gewerbeeinheit entstanden. Die Sanierung im Sinne des Denkmalschutzes war sehr wichtig, damit sich das Haus weiterhin harmonisch in das Erscheinungsbild der Stadt einfügt und die Charakteristika für die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben.
Belohnt wurde dies mit dem Sanierungspreis in der Kategorie Bauwerkserhaltung. „Wir sind auf das Projekt sehr stolz, weil es ein Paradebeispiel dafür ist, wie man im Denkmalschutzbereich mit einem guten Konzept ein optimales Ergebnis erzielen kann“, so Geschäftsführer Erwin Taglieber. Historisch so viel wie möglich zu erhalten und trotzdem Wohnungen zu schaffen, die den heutigen Ansprüchen genügt. Man sieht hier, dass man Objekte nicht immer abreißen muss sondern auch erhalten kann und einer neuen Nutzung überführt. Die Mieter sind begeistert und fühlen sich wohl.

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Projekt Denkmalsanierung

Interview mit Erwin Taglieber im Rahmen des Rudolf Müller Sanierungspreises 2021 über die Sanierung eines denkmalgeschützten Fachwerkhauses in der Nördlinger Altstadt.

Interview mit Erwin Taglieber im Rahmen des Rudolf Müller Sanierungspreises 2021 über die Sanierung eines denkmalgeschützten Fachwerkhauses in der Nördlinger Altstadt.

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