Praxisbeispiel Nachhaltiges Wirtschaften – Inklusion erfolgreich im Betrieb integrieren: Das Hotel einsmehr zeigt wie es geht
Gemeinsam mit ihrem Mann leitet Sandra Huerga Kanzler das Hotel einsmehr, ein Betrieb, der auf Inklusion setzt. Im Interview teilt Sie Ihre Erfahrungen mit uns und gibt Einblicke, wie der Weg zu mehr Inklusion im Unternehmen gelingen kann.
Was unterscheidet Ihr Hotel zu „klassischen“, nicht inklusiven Hotels?
Inklusionshotels sind Betriebe, die gemäß den Anforderungen von §215 SGB IX mindestens 30% Menschen mit Behinderung als Mitarbeiter haben. Unser Haus beschäftigt 12 Menschen mit Beeinträchtigung. Wir sind insgesamt ein Team mit 24 Mitarbeitenden. Unser Hotel ist eine gGmbH – ein gemeinnütziges Unternehmen. Wir zählen uns durchaus zur klassischen Hotellerie. Unsere Mitarbeitenden sind gelernte Hotelfachangestellte, Restaurantfachangestellte, Hotelbetriebswirte oder Hotelpraktiker. In Augsburg haben wir zusammen mit dem einzigen 5-Sterne Haus am Platz die besten Bewertungen im Ranking - unsere Gäste scheinen uns also ebenfalls zu den klassischen Hotels zu zählen – auch wenn wir in den Augen vieler sicher ein besonderes klassisches Hotel sind ;- ).
Wie sind Sie dazu gekommen, ein inklusives Hotel zu werden?
Das Hotel wurde 2020 neu eröffnet. Initiator des Projektes war der einsmehr e.V. – der Verein für Menschen mit Downsyndrom in Augsburg und Umgebung. Der Verein wollte Menschen mit einer vorwiegend geistigen Beeinträchtigung echte Arbeitsmöglichkeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt ermöglichen. Diesen Wunsch haben wir gemeinsam umgesetzt. Mittlerweile gibt es eine zweite gGmbH, welche die einsmehr Akademie betreibt. Diese bildet Menschen aus der Zielgruppe für eine Arbeit in der Hotellerie aus – zusammen mit Praxispartnern/ Hotels aus der Region und natürlich auch dem Hotel einsmehr.
Gemeinsam mit ihrem Mann leitet Sandra Huerga Kanzler das Hotel einsmehr, ein Betrieb, der auf Inklusion setzt. Im Interview teilt Sie Ihre Erfahrungen mit uns und gibt Einblicke, wie der Weg zu mehr Inklusion im Unternehmen gelingen kann.
Was unterscheidet Ihr Hotel zu „klassischen“, nicht inklusiven Hotels?
Inklusionshotels sind Betriebe, die gemäß den Anforderungen von §215 SGB IX mindestens 30% Menschen mit Behinderung als Mitarbeiter haben. Unser Haus beschäftigt 12 Menschen mit Beeinträchtigung. Wir sind insgesamt ein Team mit 24 Mitarbeitenden. Unser Hotel ist eine gGmbH – ein gemeinnütziges Unternehmen. Wir zählen uns durchaus zur klassischen Hotellerie. Unsere Mitarbeitenden sind gelernte Hotelfachangestellte, Restaurantfachangestellte, Hotelbetriebswirte oder Hotelpraktiker. In Augsburg haben wir zusammen mit dem einzigen 5-Sterne Haus am Platz die besten Bewertungen im Ranking - unsere Gäste scheinen uns also ebenfalls zu den klassischen Hotels zu zählen – auch wenn wir in den Augen vieler sicher ein besonderes klassisches Hotel sind ;- ).
Wie sind Sie dazu gekommen, ein inklusives Hotel zu werden?
Das Hotel wurde 2020 neu eröffnet. Initiator des Projektes war der einsmehr e.V. – der Verein für Menschen mit Downsyndrom in Augsburg und Umgebung. Der Verein wollte Menschen mit einer vorwiegend geistigen Beeinträchtigung echte Arbeitsmöglichkeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt ermöglichen. Diesen Wunsch haben wir gemeinsam umgesetzt. Mittlerweile gibt es eine zweite gGmbH, welche die einsmehr Akademie betreibt. Diese bildet Menschen aus der Zielgruppe für eine Arbeit in der Hotellerie aus – zusammen mit Praxispartnern/ Hotels aus der Region und natürlich auch dem Hotel einsmehr.
einsmehr e.V.
Der einsmehr e.V. ist ein gemeinnütziger Verein in Augsburg, der von Eltern gegründet wurde, deren Kinder das Down-Syndrom haben. Der Verein bietet eine Plattform für den Austausch und die Unterstützung von Familien und Interessierten. Zu den Aktivitäten zählen regelmäßige Veranstaltungen, inklusive Gruppenangebote und Informationsarbeit in Schulen.
Das Hotel einsmehr ist ein herausragendes Projekt des Vereins: Es ist das erste Inklusionshotel in Augsburg. Es wurde im November 2020 eröffnet und bietet 73 Zimmer und Studios. Etwa die Hälfte der Mitarbeitenden sind Menschen mit Beeinträchtigungen, was die Philosophie des Hauses prägt: besondere Aufmerksamkeit für die individuellen Bedürfnisse der Gäste.
Auch, wenn Inklusion nicht Teil des eigentlichen Geschäftsmodells ist: kann und sollte Ihrer Meinung nach jedes Unternehmen Menschen mit Behinderung beschäftigen? Woran hapert es hier Ihrer Meinung nach?
Unsere inklusive Arbeit ist auf jeden Fall Teil des eigentlichen Geschäftsmodells – nämlich der Betreuung der Gäste als herzlicher Gastgeber. Unsere Gäste sind ebenso „bunt“ wie wir. Gäste aus aller Welt mit unterschiedlichen Sprachen, Vorlieben, Wünschen, eventuell Handicaps, Altersklassen und sozialer Herkunft. Unser Team spiegelt diese Gästegruppen und kann auch deshalb ein sehr guter, empathischer Gastgeber sein.
Menschen mit einer Beeinträchtigung zu beschäftigen ist eine Selbstverständlichkeit, keine Frage für Unternehmen. Sofern ein Bewerber / eine Bewerberin geeignet ist für eine ausgeschriebene Stelle, gibt es keine Grund einen Menschen wegen seines Grades der Beeinträchtigung abzulehnen. Wer statt dessen lieber die Schwerbehindertenabgabe zahlt, muss das mit sich vereinbaren. Es hapert am Mut, an Aufklärung, am Wollen. Es gibt keinen Grund Menschen aus dem Arbeitsmarkt auszuschließen. Nicht wegen der Hautfarbe, Religion, Geschlecht, Herkunft, Behinderung, Krankheit - es gibt schlicht keinen Grund.
Wenn ich als Unternehmen das Thema Inklusion angehen möchte, wie gehe ich hier vor?
Einfach machen. Bei Stellenausschreibungen auf die Formulierungen achten. Auch mal auf nicht klassischen Portalen suchen. Das Arbeitsamt sowie das Inklusionsamt direkt ansprechen auf mögliche Kandidaten. Auch Förderschulen mit einbeziehen. Ganz wichtig: ZUERST mit dem eigenen Team sprechen und sich austauschen. Das Team mitnehmen. Mögliche Herausforderungen (je nach möglichen Beeinträchtigungen der Kandidaten) ansprechen. Wenn das Team mit geht, kann Inklusion nur gelingen. Ich empfehle immer, einmal in einen Inklusionsbetrieb hineinzuschnuppern für einen Tag. Meist stellen die Unternehmer und Personalverantwortlichen fest, dass es weniger Hürden gibt als gedacht.
Tipps für mehr Inklusion
- Bei Stellenausschreibungen auf Formulierungen achten
- Auf nicht-klassischen Jobportals suchen
- Arbeitsamt und Inklusionsamt ansprechen
- Förderschulen mit einbeziehen
- Die Belegschaft mit einbeziehen
Was sind Ihrer Meinung nach die Vorteile von inklusiven Arbeitsstätten?
Die Mitarbeitenden sind sensibler und menschlicher – auch im Umgang mit- und untereinander. Man nimmt Rücksicht, bereitet den Arbeitsalltag anders vor. Das kommt auch allen anderen Mitarbeitenden im Team zugute. Man überlegt sich wie man Arbeitsschritte / Arbeitsprozesse vereinfachen kann, effizienter gestalten kann. Das hat auch betriebswirtschaftliche Vorteile und wirkt sich letztlich auf die Zufriedenheit der Kunden / Gäste aus.
Was muss beachtet werden und wo gibt es Hürden?
Das kommt auf die Art und die Schwere der Beeinträchtigung des jeweiligen Mitarbeiters / der jeweiligen Mitarbeitenden an und kann pauschal so nicht beantwortet werden. Berührungsängste des Arbeitgebers oder des Team können eine Hürde sein, wenn nicht sogar die größte Hürde, die es zu überwinden gilt. Bürokratisch hat man es mit Begrifflichkeiten wie „EGZ“ (Eingliederungszuschuss), „GdB“ (Grad der Beeinträchtigung) und weiteren zu tun – da geht es darum sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dabei ist man nicht alleine. Sowohl das Inklusionsamt als auch das Arbeitsamt als auch Verbände können hier mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Benötigen die Führungskräfte besonderes Knowhow?
Ja. In erster Linie „Mensch“ und „achtsam“ sein. Das sind Social Skills die eine Führungskraft ohnehin mitbringen sollte. Nichts was neu gelernt werden muss.
Und man muss sich merken können, dass die Mitarbeitenden mit einem GdB fünf Tage mehr Urlaubsanspruch haben ;- )
Wie gehen Sie Teambuilding an?
Mit Vorleben unserer Werte. Arbeitsteilung und Unterstützung, wo nötig, werden selbstverständlich gelebt und gegeben. Dafür erhalten wir wertvolle Teammitglieder und profitieren von einer geringen Fluktuation in allen Bereichen. Trotzdem dürfen Teammitglieder ohne Beeinträchtigung auch Leistung „einfordern“ von den Kolleg:innen mit Beeinträchtigung - nicht nur „fördern“. Für die Praxis stellt sich an diesem Punkt vor allem die Frage, wie sich der Dreiklang von Partizipation, Mitbestimmung und Selbstbestimmung in ein Verhältnis bringen und im Alltag von Mitarbeitenden mit und ohne Beeinträchtigung umsetzen lässt. Vor allem weil es Mitarbeitende gibt, welche eine gesetzliche Betreuung haben (Eltern oder gesetzlicher weiterer Vertreter für Finanzen / Haushalt u.v.m.). Beim Teambuilding kommt es darauf an, dass alle genau voneinander über Stärken und Schwächen Bescheid wissen. Es gibt bei uns die Kultur des Zu- und Hinhörens, wir trainieren im Alltag auf Mimik und Körpersprache zu achten. Und wichtig: Wir sprechen miteinander – nicht übereinander.
einsmehr gGmbH
Hottelleitung
Alfred-Nobel-Straße 9
86156 Augsburg
sandra.huerga@einsmehr-hotel.de
https://hotel-einsmehr.de
Praxisbeispiel: Nachhaltiges Wirtschaften – einsmehr – Mehr als ein Hotel
Nachhaltigkeitsmonitoring A³ – Schon gewusst?
63,6% der befragten Unternehmen vom Nachhaltigkeitsmonitor (Umfrage 2023/24) fördern die Integration von Menschen mit Behinderung in ihrem Betrieb. 7,7% derjenigen Unternehmen, die dies nicht tun, gaben mangelndes Knowhow als Grund dafür an.
63,6% der befragten Unternehmen vom Nachhaltigkeitsmonitor (Umfrage 2023/24) fördern die Integration von Menschen mit Behinderung in ihrem Betrieb. 7,7% derjenigen Unternehmen, die dies nicht tun, gaben mangelndes Knowhow als Grund dafür an.