Expertise Ressourceneffizienz Dr. Jens Soentgen

Wissenschaftlicher Leiter des Wissenschaftszentrum Umwelt (WZU) an der Universität Augsburg

Dr. Jens Soentgen studierte Chemie und promovierte dann in Philosophie über den Stoffbegriff (Das Unscheinbare, Berlin 1997). Durch diese interdisziplinäre Fächerkombination näherte er sich dem Ressourcen-Thema schon früh auf eine einzigartige Weise.

Er lehrte an verschiedenen Universitäten Deutschlands und war mehrfach als Gastdozent für Philosophie in Brasilien tätig. Seit 2002 ist er wissenschaftlicher Leiter des Wissenschaftszentrums Umwelt der Universität Augsburg und treibt die interdisziplinäre Umweltforschung für einen zukunftsfähigen Umgang mit Stoffen, Materialien und Energie voran.

Seit 2012 ist Dr. Soentgen Mitherausgeber der Zeitschrift „GAIA – Ökologische Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft“. GAIA ist eine transdisziplinäre wissenschaftliche Zeitschrift des Münchener oekom verlags und thematisiert Hintergründe, Analysen und Lösungen von Umwelt- und Nachhaltigkeitsprobleme.

Dr. Jens Soentgen studierte Chemie und promovierte dann in Philosophie über den Stoffbegriff (Das Unscheinbare, Berlin 1997). Durch diese interdisziplinäre Fächerkombination näherte er sich dem Ressourcen-Thema schon früh auf eine einzigartige Weise.

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Zitathighlight

Mit offenen Augen begebe ich mich mit den Stoffen auf die Reise, um deren Auswirkungen auf die Umwelt zu verstehen und deren Nachhaltigkeit zu beurteilen“.

Sie sind ausgebildeter Chemiker und Philosoph und Experte für Stoffgeschichten. Wie trägt Ihr Fachgebiet zur Ressourceneffizienz bei?

Durch den Ansatz der Stoffgeschichten betrachte ich den gesamten Weg der einzelnen Ressourcen, beginnend bei der Rohstoffgewinnung, über die Aufbereitung und Produktion sowie die Nutzung und anschließende Entsorgung oder Recycling. Nur mit einem ganzheitlichen und globalen Ansatz kann eine verlässliche Aussage über die Nachhaltigkeit und Effizienz des Stoffeinsatzes getroffen werden. Der verantwortungsvolle Umgang mit den Schätzen unserer Erde ist dabei mein Ziel.

Die Stoffgeschichten helfen dabei die Spuren und Wege der Stoffe und die damit verbundene Dissipation, also das Verteilen der Stoffe über die Welt, das Vermischen mit anderen Stoffen und die Eigenaktivität der Stoffe, nachzuvollziehen. Stoffe, die in die Umwelt zerstreut werden, entwickeln immer Eigenaktivitäten und agieren in ihrer Umgebung. Die Seltenen-Erd-Metalle sind beispielsweise immer mit radioaktiven Elementen verschwistert und werden somit ebenfalls in die Umwelt getragen. Prof. Dr. Armin Reller hat sich diesen Prozessen schon früh gewidmet. Ein Projekt von uns befasste sich mit dem Abbau der Seltenen Erden in Malaysia. Hier gab es große Proteste der Bevölkerung, da gefährliche Chemikalien eingesetzt und radioaktive Stoffe freigesetzt werden. Die Seltenen Erden werden aber für Hightech-Produkte und die erneuerbaren Energien benötigt. Unsere Arbeiten ergänzen durch die ganzheitliche Betrachtung die technischen und quantitativen Methoden.

Kernkompetenzen von Dr. Jens Soentgen:

  • Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung
  • Zukunftsfähiger Umgang mit Stoffen, Materialien, Energie
  • Umweltbildung
  • Umweltkommunikation
  • Interaktive Ausstellungen zu Ressourcen
  • Ressourcen und Gesundheit
  • Environmental Health
  • Klimaforschung
  • Wissenschaftskommunikation
  • Ressourceneffizienz
  • Kritikalität von Rohstoffen

Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema Ressourceneffizienz?

Speziell mit der Ressourcen-Thematik beschäftige ich mich seit 13 Jahren. 2002 bin ich zum Wissenschaftszentrum Umwelt gekommen. Wir setzen uns auf einzigartige Weise mit den ethnographischen und historischen Geschichten von Stoffen auseinander, thematisieren Luftqualität und Gesundheit und vermitteln Nachhaltigkeits- und Umweltwissen.

Mit welchen Problemen oder Fragestellungen könnte ich als Ratsuchender zu Ihnen kommen? Welche Kooperationspartner suchen Sie?

Wir arbeiten immer wieder mit verschiedenen Unternehmen zusammen und schauen uns dann einen bestimmten Stoff wie Phosphor, Stickstoff oder Kohlendioxid und dessen Auswirkungen an. Diese Kooperationen sind immer sehr weiterführend und bieten unseren Studierenden die Möglichkeit praxisnahe Einblicke zu gewinnen.

Wir sind grundsätzlich für jede Art von Unternehmen und Kooperationspartner offen. Allerdings sind die Fragestellungen mit denen wir uns beschäftigen, meist Themen von größeren Unternehmen.

Was sind Ihrer Meinung nach die aktuell wichtigsten Herausforderungen im Bereich Ressourceneffizienz für die Zukunft?

Für mich gilt es verschiedene Herausforderungen anzugehen wie die Substitution von kritischen Ressourcen oder die Zivilisierung der Nebenfolgen, d.h. unser Umgang mit den Auswirkungen unserer Erfolge. Durch die Mobilisierung von Stoffen wie beispielsweise Stickstoff, der in Sprengmitteln, Motion oder als Dünger in Biosysteme gelangt und diese wortwörtlich zu ersticken droht.

In Zusammenhang mit der Ressourcen-Thematik wird meist der Begriff „Knappheit“ als Problem angesehen. Aus meiner Sicht ist dies aber nicht die alleinige Problematik. Knappheit ist ein ökonomischer Tatbestand und wird meist durch den Markt geregelt. Stoffe, die durch uns im „Übermaß“ in die Umwelt gelangen, bringen uns eine Vielzahl an Schwierigkeiten und bedrohen unsere Lebensgrundlagen. Dieses Übermaß wird nicht vom Markt geregelt, sondern passiert weiterhin ungebremst. Die Stoffgeschichten dienen als wertvolles Instrument, um auf diese Herausforderungen aufmerksam zu machen, politisch zu bilden und Nachhaltigkeit zu fördern.

Kontakt

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