Expertise Nachhaltiges Wirtschaften – Das Thema Nachhaltigkeit kommt von allen Seiten
Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes hat die Bundesregierung die Vorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Die höheren Ambitionen wirken sich auf alle Sektoren aus – gesetzt werden müssen die CO2-Minderungsziele unter anderem in Kommunen und Unternehmen.
(Das Interview wurde von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH im April 2023 geführt (Redaktion: Alexandra Bading/Nachhaltige Mobilität) und ist hier in gekürzter Form wiedergegeben.)
Hannah Witting und Alisa Utz von B.A.U.M. Consult erklären im Interview, wie aus Sicht der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Beratungsagentur der Stand der Umsetzung ist, welche Weichen für eine zukunftsfähige Entwicklung zu stellen sind und wo Schwierigkeiten überwunden werden müssen.
Frau Witting stimmen aus Ihrer Sicht die Rahmenbedingungen, um die ambitionierten und gesetzlich verankerten Klimaschutzziele zu erreichen?
Hannah Witting: Als Beratungsgesellschaft wünschen wir uns natürlich einen guten gesetzlichen Rahmen, der in allen Bereichen zur Nachhaltigkeit leitet. Es braucht dabei insbesondere klare Vorgaben für Unternehmen. Unabhängig von den nationalen Bestimmungen gibt es aber seitens der EU bereits sehr ambitionierte Vorgaben, die auch konsequent durchgezogen werden.
Was bedeutet Klimaneutralität im Unternehmenskontext eigentlich?
Hannah Witting: Grundsätzlich kursieren ganz verschiedene Begriffe. Klimaneutral, CO2-neutral oder auch treibhausgasneutral, Netto-Null-Emissionen oder Net Zero. Die Begriffe werden im Unternehmenskontext synonym verwendet und meinen unterm Strich: Nullemissionen. Emissionsfreiheit werden die Unternehmen auch bis 2050 nicht erreichen. Für die verbleibenden Emissionen kommt als letzter Schritt daher deren Ausgleich in Betracht, also besagte Kompensation. Bisher gibt es noch keinen Standard zu Klimaneutralität in Unternehmen, das ändert sich aber gerade mit der neuen ISO-Norm14068. Sie legt Anforderungen und Grundsätze fest, die bei kommunikativer Nutzung des Begriffs „Klimaneutralität“ nachzuweisen sind.
Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes hat die Bundesregierung die Vorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Die höheren Ambitionen wirken sich auf alle Sektoren aus – gesetzt werden müssen die CO2-Minderungsziele unter anderem in Kommunen und Unternehmen.
(Das Interview wurde von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH im April 2023 geführt (Redaktion: Alexandra Bading/Nachhaltige Mobilität) und ist hier in gekürzter Form wiedergegeben.)
Hannah Witting und Alisa Utz von B.A.U.M. Consult erklären im Interview, wie aus Sicht der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Beratungsagentur der Stand der Umsetzung ist, welche Weichen für eine zukunftsfähige Entwicklung zu stellen sind und wo Schwierigkeiten überwunden werden müssen.
Frau Witting stimmen aus Ihrer Sicht die Rahmenbedingungen, um die ambitionierten und gesetzlich verankerten Klimaschutzziele zu erreichen?
Hannah Witting: Als Beratungsgesellschaft wünschen wir uns natürlich einen guten gesetzlichen Rahmen, der in allen Bereichen zur Nachhaltigkeit leitet. Es braucht dabei insbesondere klare Vorgaben für Unternehmen. Unabhängig von den nationalen Bestimmungen gibt es aber seitens der EU bereits sehr ambitionierte Vorgaben, die auch konsequent durchgezogen werden.
Was bedeutet Klimaneutralität im Unternehmenskontext eigentlich?
Hannah Witting: Grundsätzlich kursieren ganz verschiedene Begriffe. Klimaneutral, CO2-neutral oder auch treibhausgasneutral, Netto-Null-Emissionen oder Net Zero. Die Begriffe werden im Unternehmenskontext synonym verwendet und meinen unterm Strich: Nullemissionen. Emissionsfreiheit werden die Unternehmen auch bis 2050 nicht erreichen. Für die verbleibenden Emissionen kommt als letzter Schritt daher deren Ausgleich in Betracht, also besagte Kompensation. Bisher gibt es noch keinen Standard zu Klimaneutralität in Unternehmen, das ändert sich aber gerade mit der neuen ISO-Norm14068. Sie legt Anforderungen und Grundsätze fest, die bei kommunikativer Nutzung des Begriffs „Klimaneutralität“ nachzuweisen sind.
Ein Hebel, um die CO2-Bilanz der Unternehmen zu verbessern, ist das betriebliche Mobilitätsmanagement, Frau Utz. Welche Bedeutung hat dieses Instrument aktuell im gesamten Bereich nachhaltigen Wirtschaftens?
Alisa Utz: Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wird die betriebliche Mobilität explizit als Scope 3 Emissions-Kategorie benannt, wobei „Geschäftsreisen“ und „Mitarbeitendenmobilität“ unterschieden werden. Während die Scope 1 und Scope 2 Emissions-Kategorien mit den zugehörigen direkten bzw. indirekten Emissionen Pflichtbestandteile nach dem Greenhouse Gas Protocol sind, sind die Scope 3 Emissions-Kategorien kein obligatorischer Bestandteil einer Unternehmensbilanz. Neben Geschäftsreisen und Mitarbeitendenmobilität finden sich hier beispielsweise andere vorgelagerte Kategorien wie „Emissionen aus der Energiegewinnung“ sowie nachgelagerte Kategorien wie die „Weiterverarbeitung verkaufter Produkte und Dienstleistung“ oder die „Nutzungsphase verkaufter Produkte“. Gerade in einigen Bereichen der Dienstleistungsbranche können die Scope 3 Emissionen jedoch bis zu einem Vielfachen der Scope 1 und Scope 2 Emissionen ausmachen und insbesondere die Geschäftsreisen und Mitarbeitendenmobilität deutlich zu Buche schlagen.
Das heißt, hier ist noch einige Luft nach oben für eine Vermeidung von Verkehren, für eine Verlagerung hin zu Verkehrsmitteln aus dem Umweltverbund bzw. für eine verträgliche Abwicklung des Verkehrs, etwa durch den Umstieg auf alternative Antriebe. Und genau hier setzt das betriebliche Mobilitätsmanagement mit seinen Handlungsfeldern und Maßnahmen an. Aus unserer alltäglichen Arbeit mit Unternehmen kennen wir viele gute Beispiele, bei denen die betriebliche Mobilität durch gezielte Förderung und verschiedene Angebote nachhaltiger geworden ist.
Ein Hebel, um die CO2-Bilanz der Unternehmen zu verbessern, ist das betriebliche Mobilitätsmanagement, Frau Utz. Welche Bedeutung hat dieses Instrument aktuell im gesamten Bereich nachhaltigen Wirtschaftens?
Alisa Utz: Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wird die betriebliche Mobilität explizit als Scope 3 Emissions-Kategorie benannt, wobei „Geschäftsreisen“ und „Mitarbeitendenmobilität“ unterschieden werden. Während die Scope 1 und Scope 2 Emissions-Kategorien mit den zugehörigen direkten bzw. indirekten Emissionen Pflichtbestandteile nach dem Greenhouse Gas Protocol sind, sind die Scope 3 Emissions-Kategorien kein obligatorischer Bestandteil einer Unternehmensbilanz. Neben Geschäftsreisen und Mitarbeitendenmobilität finden sich hier beispielsweise andere vorgelagerte Kategorien wie „Emissionen aus der Energiegewinnung“ sowie nachgelagerte Kategorien wie die „Weiterverarbeitung verkaufter Produkte und Dienstleistung“ oder die „Nutzungsphase verkaufter Produkte“. Gerade in einigen Bereichen der Dienstleistungsbranche können die Scope 3 Emissionen jedoch bis zu einem Vielfachen der Scope 1 und Scope 2 Emissionen ausmachen und insbesondere die Geschäftsreisen und Mitarbeitendenmobilität deutlich zu Buche schlagen.
Das heißt, hier ist noch einige Luft nach oben für eine Vermeidung von Verkehren, für eine Verlagerung hin zu Verkehrsmitteln aus dem Umweltverbund bzw. für eine verträgliche Abwicklung des Verkehrs, etwa durch den Umstieg auf alternative Antriebe. Und genau hier setzt das betriebliche Mobilitätsmanagement mit seinen Handlungsfeldern und Maßnahmen an. Aus unserer alltäglichen Arbeit mit Unternehmen kennen wir viele gute Beispiele, bei denen die betriebliche Mobilität durch gezielte Förderung und verschiedene Angebote nachhaltiger geworden ist.
„Mobilitätsbedürfnisse und Mobilitätsverhalten sind in hohem Maße individuell geprägt– auch im beruflichen und betrieblichen Kontext – und nehmen unmittelbar Einfluss auf unseren Fortschritt hin zu (mehr) Klimaneutralität. Im Kern geht es im Mobilitätsmanagement um das Aufdecken von Potenzialen für Veränderung sowie um das Aufbrechen von – häufig jahrzehntelang praktizierter – Gewohnheiten, Prozesse und Strukturen. In der Zusammenarbeit mit Institutionen und Unternehmen zu erfahren, wie durch passgenaue Maßnahmen im BMM (kleine und große) Stellschrauben justiert und damit Hebel in Gang gesetzt werden, ist für alle Beteiligten ein wohlverdienter Lohn für einen oft benötigten langen Atem!“
Gilt diese Erkenntnis bundesweit oder gibt es Regionen, die bereits weiter sind?
Alisa Utz: Mit Blick auf einen Vergleich aus geografischer Sicht bleibt zu vermuten, dass die Aktivitäten im Bereich betriebliches Mobilitätsmanagement und deren Umsetzung durchaus mit der jeweiligen Förderlandschaft korrelieren. Konkrete Zahlen sind uns dazu aber nicht bekannt. Gleichwohl gibt es natürlich Bundesländer und Regionen sowie auch Kommunen, die eine Vorreiterrolle einnehmen. Die Angebote reichen dabei von der Qualifizierung bis zur Umsetzung. Die gleiche Entwicklung lässt sich auch auf kommunaler Ebene beobachten. Und auch auf Bundesebene gibt es bereits einschlägige Förderprogramme. Grundsätzlich lässt sich daher sagen, dass gezielte Förderung und Vernetzung die Treiber sind, die den Weg zu einer nachhaltigen Mobilität in Unternehmen und Einrichtungen ebnen und das Thema auch weiter in die Fläche bringen.
Wenn betriebliches Mobilitätsmanagement nur einen kleineren Teil zur CO2-Reduktion beiträgt, welcher Bereich in den Unternehmen leistet derzeit dann den größten Beitrag?
Hannah Witting: In absoluten Zahlen mag es vielleicht stimmen, dass eine nachhaltige Mobilität in Betrieben nicht den größten Beitrag leistet. Dafür übernimmt dieser Bereich aber eine sehr wichtige Rolle bei der Bewusstseinsbildung. Das Auto ist für viele immer noch sehr prestigeträchtig und die Bahn als Alternative oft noch negativ besetzt. Da gibt es noch viel zu tun und die praktischen Beispiele aus dem Mobilitätsmanagement helfen bei der Wahrnehmung und Verbreitung des Nachhaltigkeitsgedankens.
Alisa Utz: Verhalten zu ändern ist das Kernthema und der Knackpunkt im Bereich Mobilität. Es gibt oft viele Angebote, die aber nicht helfen, wenn sie denn nicht genutzt werden. Es muss also Überzeugungsarbeit geleistet werden, wobei immer auch mit Gegenwind und Rückschlägen zu rechnen ist. Daher versuchen wir die Unternehmen dafür zu sensibilisieren, dass der Weg in die Nachhaltigkeit meist nicht geradlinig verläuft. Vor allem am Anfang ist es wichtig, auch kleine Erfolge sichtbar zu machen. Dazu kommt, dass jeder Einzelne ganz unterschiedlich ist in seinem Mobilitätsverhalten. Daher ist es wichtig, ein möglichst breites Portfolio an Möglichkeiten anzubieten und die jeweiligen Bedürfnisse und Bedenken zu berücksichtigen.
Hannah Witting: Genau dafür wurde ja das Change-Management-Konzept entwickelt. Darin gibt es drei Akteure. Zum einen den so genannten Sponsor, also die Führungsebene, die die Ressourcen frei gibt und als Vorbild gelten muss. Der zweite Akteur ist der Change Agent, also jener Kreis an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die die Dynamik von Veränderungsprozessen kennen und verstehen und für Wandel aufgeschlossen sind. Sie sind die Kräfte, die wir als Beratung unterstützen müssen, weil sie die Veränderung letztlich gestalten. Und dann gibt es die große Gruppe derjenigen, die wir mitziehen müssen durch Instrumente wie Kommunikation und Wertschätzung. Wichtig ist dabei auch, immer den Prozess zu sehen. Die Gesellschaft bewegt sich in diesem Transformationsprozess auf etwas hin, das wir heute noch gar nicht kennen und das wird immer so weiter gehen. Es wird immer neue technologische Entwicklungen und Innovationen geben, die wichtig sind.
Gilt diese Erkenntnis bundesweit oder gibt es Regionen, die bereits weiter sind?
Alisa Utz: Mit Blick auf einen Vergleich aus geografischer Sicht bleibt zu vermuten, dass die Aktivitäten im Bereich betriebliches Mobilitätsmanagement und deren Umsetzung durchaus mit der jeweiligen Förderlandschaft korrelieren. Konkrete Zahlen sind uns dazu aber nicht bekannt. Gleichwohl gibt es natürlich Bundesländer und Regionen sowie auch Kommunen, die eine Vorreiterrolle einnehmen. Die Angebote reichen dabei von der Qualifizierung bis zur Umsetzung. Die gleiche Entwicklung lässt sich auch auf kommunaler Ebene beobachten. Und auch auf Bundesebene gibt es bereits einschlägige Förderprogramme. Grundsätzlich lässt sich daher sagen, dass gezielte Förderung und Vernetzung die Treiber sind, die den Weg zu einer nachhaltigen Mobilität in Unternehmen und Einrichtungen ebnen und das Thema auch weiter in die Fläche bringen.
Wenn betriebliches Mobilitätsmanagement nur einen kleineren Teil zur CO2-Reduktion beiträgt, welcher Bereich in den Unternehmen leistet derzeit dann den größten Beitrag?
Hannah Witting: In absoluten Zahlen mag es vielleicht stimmen, dass eine nachhaltige Mobilität in Betrieben nicht den größten Beitrag leistet. Dafür übernimmt dieser Bereich aber eine sehr wichtige Rolle bei der Bewusstseinsbildung. Das Auto ist für viele immer noch sehr prestigeträchtig und die Bahn als Alternative oft noch negativ besetzt. Da gibt es noch viel zu tun und die praktischen Beispiele aus dem Mobilitätsmanagement helfen bei der Wahrnehmung und Verbreitung des Nachhaltigkeitsgedankens.
Alisa Utz: Verhalten zu ändern ist das Kernthema und der Knackpunkt im Bereich Mobilität. Es gibt oft viele Angebote, die aber nicht helfen, wenn sie denn nicht genutzt werden. Es muss also Überzeugungsarbeit geleistet werden, wobei immer auch mit Gegenwind und Rückschlägen zu rechnen ist. Daher versuchen wir die Unternehmen dafür zu sensibilisieren, dass der Weg in die Nachhaltigkeit meist nicht geradlinig verläuft. Vor allem am Anfang ist es wichtig, auch kleine Erfolge sichtbar zu machen. Dazu kommt, dass jeder Einzelne ganz unterschiedlich ist in seinem Mobilitätsverhalten. Daher ist es wichtig, ein möglichst breites Portfolio an Möglichkeiten anzubieten und die jeweiligen Bedürfnisse und Bedenken zu berücksichtigen.
Hannah Witting: Genau dafür wurde ja das Change-Management-Konzept entwickelt. Darin gibt es drei Akteure. Zum einen den so genannten Sponsor, also die Führungsebene, die die Ressourcen frei gibt und als Vorbild gelten muss. Der zweite Akteur ist der Change Agent, also jener Kreis an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die die Dynamik von Veränderungsprozessen kennen und verstehen und für Wandel aufgeschlossen sind. Sie sind die Kräfte, die wir als Beratung unterstützen müssen, weil sie die Veränderung letztlich gestalten. Und dann gibt es die große Gruppe derjenigen, die wir mitziehen müssen durch Instrumente wie Kommunikation und Wertschätzung. Wichtig ist dabei auch, immer den Prozess zu sehen. Die Gesellschaft bewegt sich in diesem Transformationsprozess auf etwas hin, das wir heute noch gar nicht kennen und das wird immer so weiter gehen. Es wird immer neue technologische Entwicklungen und Innovationen geben, die wichtig sind.
„Nachhaltigkeit in Unternehmen entwickelt sich sehr dynamisch. Mit der kommenden Berichtspflicht zu ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsthemen wird Nachhaltigkeit zum Compliance-Thema und Mainstream. Das ändert die Rahmenbedingungen für die Akteure im Markt durch einheitliche Vorgaben z.B. zu Methoden und Kennzahlenerhebung.
Kurzvita – Hannah Witting
Als diplomierte Geografin ist Hannah Witting seit 11 Jahren in der Beratung rund um die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt tätig. Sie beschäftigt sich seit dem Studium mit Klimabilanzierung in Unternehmen und ist ausgebildete Beauftragte für Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagementsysteme. Seit 2014 ist sie bei der B.A.U.M. Consult tätig und gestaltet die Projekte, Netzwerke und Produktentwicklung verantwortlich mit. Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Strategieentwicklung sowie der Konzeption und Moderation von Workshops in Unternehmen.
Und gibt es nun einen bestimmten Unternehmensbereich, der aktuell die größten zählbaren Effekte beim Klimaschutz erzielt?
Hannah Witting: Die möglichen Einsparpotentiale und Maßnahmen sind sehr unternehmensspezifisch und hängen insbesondere von der Geschäftstätigkeit ab. In einem produzierenden Unternehmen kommen sehr hohe Energieverbräuche an den Standorten zusammen, also findet sich in diesem Bereich meist auch ein hohes Einsparpotenzial. Als Kontrast dazu liegt beispielsweise bei Banken das Potenzial zur CO2-Reduktion in den Investments. Zudem hängt es natürlich auch an der Philosophie und den Möglichkeiten der Unternehmen, ob das Thema Mobilität angegangen wird.
Und was machen die Kommunen – ist das Thema Nachhaltigkeit angekommen in den Verwaltungen, Strukturen, Köpfen?
Alisa Utz: Es gibt viele positive Beispiele, in der Fläche besteht aber sicherlich noch einiger Handlungsbedarf.
Müsste das nicht längst überall angekommen sein, wie viel an der Mobilität hängt?
Alisa Utz: Dass in diesem Bereich etwas getan werden muss, ist sicherlich überall angekommen und es wird teilweise ja auch entsprechend angegangen. Das Thema Mobilitätsmanagement hat aus kommunaler Sicht aber eine enorme thematische Bandbreite und Vielfalt: neben der betrieblichen Mobilitätsberatung sind hier auch Themen wie z.B. der Ausbau der Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur, und das Parkraummanagement verortet. Das sind alles drängende Themen, die gerade in den mittelgroßen Kommunen häufig von einer Person verwaltet und koordiniert werden müssen – und da hat das betriebliche Mobilitätsmanagement häufig einfach nicht die oberste Priorität.
Kurzvita – Alisa Utz
Als Geografin ist Alisa Utz seit 5 Jahren in Projekten rund um das Thema Mobilität und den damit verbundenen Transformationsprozessen auf dem Weg zu nachhaltiger Mobilität tätig. Sie ist ausgebildete Betriebliche Mobilitätsmanagerin und beschäftigt sich seit dem Studium mit dem Mobilitätsmanagement – sowohl auf Ebene der betrieblichen Mobilität als auch auf kommunaler Ebene und der damit verbundenen Initiierung und Koordinierung administrativ-politischer Leitprozesse. Seit 2021 ist sie bei der B.A.U.M. Consult tätig und verantwortet seit 2022 den Bereich Mobilitätsmanagement. Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Weiterentwicklung der eingesetzten Analysen und Tools und der zielgruppenspezifischen Konzeption von Maßnahmen – gemeinsam mit den Institutionen und Unternehmen.
Hannah Witting: Im Grunde beschreibt das auch die Situation in den Unternehmen. Es wäre daher wünschenswert, dass diese Funktionen auch entsprechend in der Organisationsstruktur abgebildet werden und das Thema Nachhaltigkeitsmanagement als Stabsstelle direkt an der Führungsebene hängt. Diese Zuordnung ist notwendig, um alle Themen zu bündeln und die Schnittstellen zu sehen.
Alisa Utz: Das kann ich aus Sicht der Kommunen nur bestätigen. Es ist ganz entscheidend, wo die Stelle des Mobilitätsmanagement in der Organisationsstruktur angesiedelt und wie viel Entscheidungskompetenz damit verbunden ist. Insbesondere bei kleineren Kommunen sind Stellen wie Klimaschutzmanagement oder Mobilitätsmanagement ganz unterschiedlich verortet, meist aber ohne direkte Befugnisse. Das hat wiederum Einfluss darauf, wie Vorhaben umgesetzt werden können. Oftmals bleiben diese im Pilotprojektstatus stecken, weil das Zuständigkeits- und Kompetenzgerangel zwischen den verschiedenen Referaten und Ämtern in einer Verwaltung die notwendigen weiteren Schritte blockiert. Daher wäre es wichtig, für diese zentralen Zukunftsthemen Stabsstellen mit möglichst viel Entscheidungskompetenzen zu schaffen.
Hannah Witting: Und es gibt noch einen weiteren Aspekt, der dafür spricht. Viele Unternehmen machen schon sehr viel für Nachhaltigkeit und haben etliche einzelne Maßnahmen umgesetzt, machen sich aber andererseits kaum Gedanken über die grundsätzliche Strategie. Es ist aber wichtig und notwendig, die gesamte Unternehmensstrategie in Richtung Nachhaltigkeit auszurichten. Und ein solch ganzheitlicher Ansatz ist auch notwendig, um in die Transformation zu kommen. Denn die Umstellung muss im Kerngeschäft passieren und betrifft etwa Fragen, wie Produkte hergestellt werden, aus welchem Material, wie viel Energie notwendig ist und wie sie recycelt werden können.
Wie sieht der Blick in diese Zukunft aus?
Hannah Witting: Einerseits kommen mit den verschiedenen gesetzlichen Regelungen und Richtlinien einige Herausforderungen auf die Unternehmen zu, die sie teilweise noch gar nicht kennen und auf die sie sich einstellen müssen. Sie müssen ihre Prozesse möglichst effizient gestalten, die Gebäude sind ein Thema und die Standorte auch. Jedes Thema, das die Unternehmen angehen, ist dabei sehr komplex und mit vielen Fragen verbunden. Dazu kommt, dass neben gesetzlichen Regelungen auch die Kunden und der Fachkräftemangel ein Treiber für Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind. Junge Menschen wollen von dem Unternehmen, für das sie arbeiten, deutliche Aktivitäten in diesem Bereich sehen. Es ist daher auch eine Frage der Priorität und Möglichkeiten, wo der Fokus gesetzt wird. Fest steht aber: Das Thema Nachhaltigkeit kommt jetzt von allen Seiten!
Kontakt
B.A.U.M. Consult GmbH
Bereichsleiterin Mobilitätsmanagement
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