Interview Das Universitätsklinikum Augsburg hat internationale Strahlkraft

Prof. Klaus Markstaller ist seit Januar 2023 neuer ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Augsburg. Regio Augsburg Wirtschaft GmbH hat mit ihm zu seiner neuen Aufgabe und den Chancen für und in der Region gesprochen.

Interview

Was ist Ihnen als erstes zu der Region Augsburg durch den Kopf gegangen, als Sie das Angebot als ärztlicher Leiter der UKA bekommen haben?

Ich komme ursprünglich aus der weiteren Umgebung, bin in Nürnberg geboren und habe in Stuttgart und Tübingen gelebt. Da war mit der bayrisch-schwäbische Raum und Augsburg als auch das Klinikum bekannt. Durch die Assistenzarzttätigkeit am Beginn meiner beruflichen Laufbahn und im Rahmen meiner Lehrtätigkeit ergaben sich schon vor der Tätigkeit als ärztlicher Direktor Berührungspunkte mit der Aus- und Weiterbildung des Klinikums und jetzt Universitätsklinikums Augsburg.

Was hat die Entscheidung, nach Augsburg zu kommen, entscheidend beeinflusst?

Es war hauptsächlich eine berufliche Entscheidung. Dass es sich um ein sehr großes Klinikum und eine recht neue Fakultät handelt, machte es zu einer besonderen Situation und zusätzlich interessant. Nach mehreren Jahren im Aufsichtsrat des UKA erschien dieses spannende, vielversprechende Projekt als eine Chance, die es sich zu ergreifen lohnt.

Das Augsburger Universitätsklinikum ist das jüngste Uniklinikum in Deutschland. Welche Chancen für das Klinikum wie auch für die Region ergeben sich daraus aus Ihrer Sicht?

Eine Universität ist ein Ort der Unruhe. Die Medizin an einem Universitätsklinikum ist besonders, nämlich geprägt durch die stetige Suche nach Innovation. Am UKA kommen zwei Perspektiven zusammen: Im Vordergrund steht nicht nur das Umsetzen von Medizin nach bestmöglichem Stand, vielmehr ist hier Innovation systemimmanent vorhanden. Über die Medizin an sich, aber auch durch die Nähe zu benachbarten und kooperierenden Wissenschaften und Fachgebieten wie beispielsweise Technik wird ein Innovationsschub erzeugt, der eine ganze Region beleben kann. Digitalisierung und auch das Thema Umwelt im Kontext der Medizin – beides Schwerpunkte, die früh und sehr klug für die Universitätsmedizin in Augsburg gewählt wurden – sind zukunftsweisende Richtungen, die eine enge Vernetzung zwischen Industrie, Technik und Innovation nahelegen.

Sehen Sie Anknüpfungspunkte zwischen dem Universitätsklinikum und der regionalen Wirtschaft? Und wenn ja, wie könnten diese aussehen?

Einrichtungen wie der Innovationspark sind z. B. auch ein hervorragender Standort für das Zusammenbringen von Medizin und Innovation. Besonders Hersteller für Medizinprodukte sind traditionell Industrieunternehmen, mit denen das UKA viel zu tun hat und auch in Zukunft zu tun haben wird. Themen wie Digitalisierung, Decision Support und KI, die ihren Schwerpunkt in mehreren Professuren haben, werden durch Vorteile wie die Größe des Klinikums und die damit verbundenen hohen Fallzahlen für entsprechende klinische Testungen ergänzt. Damit ist das UKA und die Region ein hervorragender Standort, um Industrie und Akademie zusammen zu bringen.

Regionalität, und damit das Zusammentreffen von Menschen, ist bei innovativen Themen ein sehr relevanter Faktor. Begegnungen zwischen Grundlagenwissenschaftlern und Klinikern wirken sich oft positiv auf den Output aus. In Augsburg ist es beispielsweise wichtig und richtig, die Medizinfakultät – also den Medizincampus – und das Klinikum möglichst nahe zusammenzubringen.
Gleiches kann auch für Innovation Hubs oder Industrie gelten: internationale Zusammenarbeit ist zwar immer möglich, die Bedeutung regionaler Vernetzungen darf jedoch nicht unterschätzt werden.
Denn gerade auch für die Generierung von Drittmitteln sind regionale Vorleistungen und vorhandene Infrastrukturen wichtig.

Augsburg bietet gute Potenziale für Messen und Kongresse. Sehen Sie eine Chance, künftig mehr medizinische Kongresse und Messen für den Standort anzuziehen?

Absolut. Das UKA hat Bereiche, die nicht nur national, sondern auch international Strahlkraft haben. Es werden dementsprechend auch Kongresse vom UKA organisiert. Wenn es die Infrastruktur in allen Bereichen ermöglicht, ist das Anbieten weiterer Veranstaltungen in Zukunft ein sehr willkommenes Ziel.

Das Gesundheitssystem steht vor vielen Herausforderungen, eine davon ist die schwierige Fachkräftesituation. Welche Rahmenbedingungen sind ausschlaggebend, um die notwendigen Fachkräfte zu gewinnen?

Durch die Krisensicherheit und das Beantworten einer hohen Sinnfrage ist der Gesundheitssektor an sich ein sehr attraktiver Arbeitsbereich.  Darüber hinaus darf jedoch das Thema Arbeitsplatzattraktivität nicht vergessen werden. Wichtige Punkte sind hier die nicht nur die Bezahlung, sondern auch Arbeitsumstände, Arbeitszeiten und die Arbeitsbedingungen beim Arbeitgeber. Um ein Beispiel zu nennen: Warum soll jemand der hochausgebildet im OP steht nicht auch in die Lage versetzt werden, eine richtige Mittagspause zu machen? Das sollte selbstverständlich sein und ist eine Frage von Organisation.  Krankenhäuser können auch eine andere Haptik, ein anderes Erscheinungsbild, haben. Das freut nicht nur die Patienten, sondern schafft vor allem auch eine bessere Arbeitsumgebung für die Fachkräfte.  Augsburg ist eine sehr ansprechende Region mit Zugang zur Natur, vielfältigen Angeboten in der Umgebung und der Nähe zu München. Nun ist es wichtig, dass auch die oben genannten Rahmenbedingungen stimmen, um Fachkräfte zu gewinnen.

Wie blicken Sie auf die ersten zwei Monate Ihrer neuen Tätigkeit zurück? Was hat Sie überrascht und welchen Herausforderungen müssen Sie sich stellen?

Der freundliche Empfang im UKA und durch die medizinische Fakultät war zwar nicht unerwartet, ist aber sehr positiv aufgefallen. Überrascht hat mich das sehr hohe, ja sogar exquisite Niveau der technischen Ausstattung im UKA, da kann Augsburg mit den größten Häusern sehr gut mithalten.
Allerdings ist die Bausubstanz des Gebäudes mittlerweile ein Thema. Bei der baulichen Situation habe ich das Wort „Vollverschleiß“ kennen gelernt. Hier stehen wir vor einer großen Aufgabe.
Herausforderungen sehe ich neben der baulichen Situation aber auch in Bezug auf das Thema Ambulantisierung. Da braucht Augsburg neue Infrastrukturen, um mehr Patienten ambulant zu versorgen. Ein weiterer Bereich ist die Notaufnahme. Obwohl das Universitätsklinikum Augsburg durch eine sehr große Notaufnahme punkten kann, werden durch die Notfälle ca. 50 Prozent der regulären Betten ungeplant belegt. Dies erschwert nicht nur das Arbeiten, sondern stellt auch ein Hindernis für eine langfristige akademische Entwicklung dar. Da bedarf es ein verbessertes Konzept zur Notfallbehandlung. Zur Veranschaulichung dazu ein Vergleich mit dem AKH Wien: Hier sind nur 15 Prozent der Betten mit Notfallpatienten belegt, die Belastung fällt deutlich geringer aus.

Gewähren Sie uns abschließend noch einen Blick auf Sie als Privatperson. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Freizeit ist zugegebenermaßen aktuell sehr knapp bemessen.  Wir sind naturverbunden und haben einen großen Hund, mit dem ich regelmäßig im Wald spazieren gehe. Er zwingt mich gewissermaßen zu diesem guten Ausgleich zum Arbeitsleben. Zudem reisen wir beide sehr gerne. Da meine Frau aus Südamerika stammt und ich Wurzeln in Spanien habe, sind die Besuche in diesen und anderen Ländern eine schöne Abwechslung.

Was ist Ihnen als erstes zu der Region Augsburg durch den Kopf gegangen, als Sie das Angebot als ärztlicher Leiter der UKA bekommen haben?

Ich komme ursprünglich aus der weiteren Umgebung, bin in Nürnberg geboren und habe in Stuttgart und Tübingen gelebt. Da war mit der bayrisch-schwäbische Raum und Augsburg als auch das Klinikum bekannt. Durch die Assistenzarzttätigkeit am Beginn meiner beruflichen Laufbahn und im Rahmen meiner Lehrtätigkeit ergaben sich schon vor der Tätigkeit als ärztlicher Direktor Berührungspunkte mit der Aus- und Weiterbildung des Klinikums und jetzt Universitätsklinikums Augsburg.

Was hat die Entscheidung, nach Augsburg zu kommen, entscheidend beeinflusst?

Es war hauptsächlich eine berufliche Entscheidung. Dass es sich um ein sehr großes Klinikum und eine recht neue Fakultät handelt, machte es zu einer besonderen Situation und zusätzlich interessant. Nach mehreren Jahren im Aufsichtsrat des UKA erschien dieses spannende, vielversprechende Projekt als eine Chance, die es sich zu ergreifen lohnt.

Das Augsburger Universitätsklinikum ist das jüngste Uniklinikum in Deutschland. Welche Chancen für das Klinikum wie auch für die Region ergeben sich daraus aus Ihrer Sicht?

Eine Universität ist ein Ort der Unruhe. Die Medizin an einem Universitätsklinikum ist besonders, nämlich geprägt durch die stetige Suche nach Innovation. Am UKA kommen zwei Perspektiven zusammen: Im Vordergrund steht nicht nur das Umsetzen von Medizin nach bestmöglichem Stand, vielmehr ist hier Innovation systemimmanent vorhanden. Über die Medizin an sich, aber auch durch die Nähe zu benachbarten und kooperierenden Wissenschaften und Fachgebieten wie beispielsweise Technik wird ein Innovationsschub erzeugt, der eine ganze Region beleben kann. Digitalisierung und auch das Thema Umwelt im Kontext der Medizin – beides Schwerpunkte, die früh und sehr klug für die Universitätsmedizin in Augsburg gewählt wurden – sind zukunftsweisende Richtungen, die eine enge Vernetzung zwischen Industrie, Technik und Innovation nahelegen.

Sehen Sie Anknüpfungspunkte zwischen dem Universitätsklinikum und der regionalen Wirtschaft? Und wenn ja, wie könnten diese aussehen?

Einrichtungen wie der Innovationspark sind z. B. auch ein hervorragender Standort für das Zusammenbringen von Medizin und Innovation. Besonders Hersteller für Medizinprodukte sind traditionell Industrieunternehmen, mit denen das UKA viel zu tun hat und auch in Zukunft zu tun haben wird. Themen wie Digitalisierung, Decision Support und KI, die ihren Schwerpunkt in mehreren Professuren haben, werden durch Vorteile wie die Größe des Klinikums und die damit verbundenen hohen Fallzahlen für entsprechende klinische Testungen ergänzt. Damit ist das UKA und die Region ein hervorragender Standort, um Industrie und Akademie zusammen zu bringen.

Regionalität, und damit das Zusammentreffen von Menschen, ist bei innovativen Themen ein sehr relevanter Faktor. Begegnungen zwischen Grundlagenwissenschaftlern und Klinikern wirken sich oft positiv auf den Output aus. In Augsburg ist es beispielsweise wichtig und richtig, die Medizinfakultät – also den Medizincampus – und das Klinikum möglichst nahe zusammenzubringen.
Gleiches kann auch für Innovation Hubs oder Industrie gelten: internationale Zusammenarbeit ist zwar immer möglich, die Bedeutung regionaler Vernetzungen darf jedoch nicht unterschätzt werden.
Denn gerade auch für die Generierung von Drittmitteln sind regionale Vorleistungen und vorhandene Infrastrukturen wichtig.

Augsburg bietet gute Potenziale für Messen und Kongresse. Sehen Sie eine Chance, künftig mehr medizinische Kongresse und Messen für den Standort anzuziehen?

Absolut. Das UKA hat Bereiche, die nicht nur national, sondern auch international Strahlkraft haben. Es werden dementsprechend auch Kongresse vom UKA organisiert. Wenn es die Infrastruktur in allen Bereichen ermöglicht, ist das Anbieten weiterer Veranstaltungen in Zukunft ein sehr willkommenes Ziel.

Das Gesundheitssystem steht vor vielen Herausforderungen, eine davon ist die schwierige Fachkräftesituation. Welche Rahmenbedingungen sind ausschlaggebend, um die notwendigen Fachkräfte zu gewinnen?

Durch die Krisensicherheit und das Beantworten einer hohen Sinnfrage ist der Gesundheitssektor an sich ein sehr attraktiver Arbeitsbereich.  Darüber hinaus darf jedoch das Thema Arbeitsplatzattraktivität nicht vergessen werden. Wichtige Punkte sind hier die nicht nur die Bezahlung, sondern auch Arbeitsumstände, Arbeitszeiten und die Arbeitsbedingungen beim Arbeitgeber. Um ein Beispiel zu nennen: Warum soll jemand der hochausgebildet im OP steht nicht auch in die Lage versetzt werden, eine richtige Mittagspause zu machen? Das sollte selbstverständlich sein und ist eine Frage von Organisation.  Krankenhäuser können auch eine andere Haptik, ein anderes Erscheinungsbild, haben. Das freut nicht nur die Patienten, sondern schafft vor allem auch eine bessere Arbeitsumgebung für die Fachkräfte.  Augsburg ist eine sehr ansprechende Region mit Zugang zur Natur, vielfältigen Angeboten in der Umgebung und der Nähe zu München. Nun ist es wichtig, dass auch die oben genannten Rahmenbedingungen stimmen, um Fachkräfte zu gewinnen.

Wie blicken Sie auf die ersten zwei Monate Ihrer neuen Tätigkeit zurück? Was hat Sie überrascht und welchen Herausforderungen müssen Sie sich stellen?

Der freundliche Empfang im UKA und durch die medizinische Fakultät war zwar nicht unerwartet, ist aber sehr positiv aufgefallen. Überrascht hat mich das sehr hohe, ja sogar exquisite Niveau der technischen Ausstattung im UKA, da kann Augsburg mit den größten Häusern sehr gut mithalten.
Allerdings ist die Bausubstanz des Gebäudes mittlerweile ein Thema. Bei der baulichen Situation habe ich das Wort „Vollverschleiß“ kennen gelernt. Hier stehen wir vor einer großen Aufgabe.
Herausforderungen sehe ich neben der baulichen Situation aber auch in Bezug auf das Thema Ambulantisierung. Da braucht Augsburg neue Infrastrukturen, um mehr Patienten ambulant zu versorgen. Ein weiterer Bereich ist die Notaufnahme. Obwohl das Universitätsklinikum Augsburg durch eine sehr große Notaufnahme punkten kann, werden durch die Notfälle ca. 50 Prozent der regulären Betten ungeplant belegt. Dies erschwert nicht nur das Arbeiten, sondern stellt auch ein Hindernis für eine langfristige akademische Entwicklung dar. Da bedarf es ein verbessertes Konzept zur Notfallbehandlung. Zur Veranschaulichung dazu ein Vergleich mit dem AKH Wien: Hier sind nur 15 Prozent der Betten mit Notfallpatienten belegt, die Belastung fällt deutlich geringer aus.

Gewähren Sie uns abschließend noch einen Blick auf Sie als Privatperson. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Freizeit ist zugegebenermaßen aktuell sehr knapp bemessen.  Wir sind naturverbunden und haben einen großen Hund, mit dem ich regelmäßig im Wald spazieren gehe. Er zwingt mich gewissermaßen zu diesem guten Ausgleich zum Arbeitsleben. Zudem reisen wir beide sehr gerne. Da meine Frau aus Südamerika stammt und ich Wurzeln in Spanien habe, sind die Besuche in diesen und anderen Ländern eine schöne Abwechslung.

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