Ein Vorbild für Zirkuläres Bauen „Wir haben es mit dem nachhaltigen Bauen auf die Spitze getrieben“

Deutschland hat in Düsseldorf ein neues, international beachtetes und bereits mit zahlreichen Preisen bedachtes Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen – wie man das auch in Augsburg bauen könnte, erklärt der Projektleiter von „The Cradle“, Andreas Willms von der Interboden GmbH. Mit einem Vortrag wird er am 18. Oktober bei der Veranstaltung "Zirkuläres Bauen - Ideen von der Planung bis zum Abbruch" in Augsburg dafür werben, beim Bau mehr Mut zur Nachhaltigkeit zu zeigen. Unter den vielen nachhaltigen Innovationen des Baus ist besonders hervorzuheben, dass gegenüber konventioneller Bauweise 40 % CO2-Emissionen eingespart werden konnten und über 97 % der verbauten Materialien recycelbar sind.

Herr Willms, Sie haben mit „The Cradle“ ein Musterbeispiel für zirkuläres Bauen nach dem „Cradle-to-Cradle“-Prinzip geschaffen. Was bedeutet das?

Cradle-to-Cradle, kurz C2C, bedeutet „von der Wiege zur Wiege“ – das heißt, das Gebäude wird als Materiallager betrachtet. Alle eingesetzten Baustoffe werden hinsichtlich ihrer Materialgesundheit, Sortenreinheit und Trennbarkeit (‚Design für Demontage‘) geprüft und ausgewählt, sodass sie nach Gebrauch wiederverwendet (‚Re-use‘) oder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können. Durch diese Art des ressourcensparenden Bauens werden Produktionsprozesse optimiert, das Anfallen von nicht recycelbaren Materialien wird minimiert, der CO2-Ausstoß reduziert. Alle verbauten Materialien lassen sich über einen Material Passport zurückverfolgen und genaustens nach Art, Lebensdauer und Position bestimmen. Auch Angaben zu Rezyklierbarkeit, Demontierbarkeit, Trennbarkeit, Gesundheitsklasse, CO2-Fussabdruck und Restwert lassen sich so dokumentieren. Wir haben darauf geachtet, dass sich alle Fügetechniken und Verbindungen einfach wieder lösen lassen. Die Fassade lässt sich wieder in ihre Bestandteile zerlegen und in Teilen wiederverwenden, wir haben so weit möglich auf Klebstoffe und Verbundmaterialien verzichtet. Es gab auch eine „Bannliste“ für chemische Produkte, die nicht in den verwendeten Materialien vorkommen durften. Das garantiert auch eine maximale Wohngesundheit. Auch im Innenausbau haben wir auf Wiederverwendbarkeit geachtet, die Teppichböden werden z.B. aus Recyclingmaterial bestehen. Um CO2-Emissionen zu vermeiden, haben wir die Obergeschosse in Holz-Hybrid-Bauweise gebaut. In den Untergeschossen haben wir überall, wo es damals erlaubt war, Recycling-Beton verwendet. Inzwischen gibt es weitere Forschungen, die die Einsatzmöglichkeiten von R-Beton erweitern.

Warum sollten Bauherren und Bauunternehmen auf so etwas achten?

Wir haben mit der Planung schon 2017 begonnen – das war noch vor Greta Thunberg. Inzwischen ist das Thema Nachhaltigkeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen, das wird von den Kunden nachgefragt. Unsere Mieter haben das Thema Nachhaltigkeit sehr stark in ihrer Unternehmensphilosophie und wollten in einem nachhaltigen Gebäude mieten. Die Hälfte der Flächen hatten wir bereits vor der Baugenehmigung vermietet. Wenn man sich als Unternehmen jetzt nicht mit ressourcenschonendem Bauen auseinandersetzt, wird man bald nicht mehr wettbewerbsfähig sein und sein Geschäftsmodell verlieren. Wir werden das Wissen und Know How, das wir gesammelt haben, auch in anderen Projekten anwenden. Wir haben nun bei Materialauswahl und Grundkonzept ein wunderbares Framework, wir denken jetzt in der Cradle-to-Cradle C2C Logik und werden das auch im Bestand so entwickeln. Und wir konnten durch das Projekt einen enormen Wissensvorsprung beim nachhaltigen Bauen aufbauen.

Ist es teurer so zu bauen?

Man muss auf jeden Fall mit höheren Planungskosten rechnen, um externe Expertise ins Boot zu holen. Bei der Realisierung nicht unbedingt: Es gibt viele C2C-Produkte, die kostengleich sind. Auf einiges konnten wir durch die genaue Planung auch verzichten, z.B. durch die Führung der Außenfassade auf einen teuren außenliegenden Sonnenschutz.

Wie realisiert man so ein komplexes Vorhaben?

Wir haben ganz am Anfang mit den Circular Economy Spezialisten von EPEA ein Projekt-Manifest aufgesetzt und eine Maßnahmenmatrix erstellt. Darin haben wir das Ziel formuliert, so zirkulär wie möglich zu bauen, das war das Fundament, auch für Gespräche mit Investoren und Fachplanern. Auch HPP Architekten waren schon früh im Boot. Auch alle ausführenden Unternehmen mussten ihre Materialien über einen „Building Material Scout“, eine Datenbank für geeignete zirkuläre Materialien, freigeben lassen und alle Materialien in das digitale Building Information Modell des Architekten hochladen. Die digitale Planung ist extrem wichtig für so eine Bauweise, damit man weiß, was wo verbaut ist. Wir haben das ganze Gebäude als digitalen Zwilling geplant, in dem wir den gesamten Lebenszyklus abbilden können. Nach Fertigstellung wird The Cradle als erstes Pilotprojekt in Deutschland auf der Madaster-Plattform registriert – einem globalen Online-Kataster für Materialien und Bauprodukte. So wird es möglich, C2C zu monetarisieren, indem Material und Rohstoff-/Immobilienwert digital miteinander verknüpft werden. Dank der Anbindung von Madaster an die Rohstoffbörse können Gebäude als werthaltige Rohstoffdepots abgebildet werden.

 

Was war Ihre größte technische Herausforderung?

Zirkulär zu bauen, war eigentlich gar nicht die größte Herausforderung. Am schwierigsten war es für uns, einen Sonderbau in der Hochhausregion als Holzhybrid-Bau mit tragender Holzfassade zu realisieren. Die Knotenpunkte und die Statik zu berechnen war sehr komplex für die Planer, hier konnten wir einen Holzspezialisten gewinnen, der uns hierbei unterstützt hat.

Was empfehlen Sie anderen Bauherren und Unternehmen, um den Einstieg ins zirkuläre Bauen zu finden?

Man muss nicht das ganze Projekt imitieren, sondern kann auch einzelne Aspekte integrieren – übrigens auch in Bestandsbauten. Das geht in jedem Projekt. Cradle-to-Cradle ist ein Produktlabel – es gibt mittlerweile 11.000 Cradle-to-Cradle-zertifizierte Produkte, die man verwenden kann. Es kommt auch nicht darauf an, das Gebäude am Ende zu zertifizieren, sondern den Grundgedanken zu verwirklichen.

Mehr zum Projekt erfahren am 18. Oktober

Am 18. Oktober wird Andreas Willms das Projekt in Augsburg vorstellen auf der Veranstaltung „Zirkuläres Bauen – Ideen von der Planung bis zum Abbruch“. Weitere Infos unter https://www.region-a3.com/calendar/circular_economy/

Deutschland hat in Düsseldorf ein neues, international beachtetes und bereits mit zahlreichen Preisen bedachtes Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen – wie man das auch in Augsburg bauen könnte, erklärt der Projektleiter von „The Cradle“, Andreas Willms von der Interboden GmbH. Mit einem Vortrag wird er am 18. Oktober bei der Veranstaltung "Zirkuläres Bauen - Ideen von der Planung bis zum Abbruch" in Augsburg dafür werben, beim Bau mehr Mut zur Nachhaltigkeit zu zeigen. Unter den vielen nachhaltigen Innovationen des Baus ist besonders hervorzuheben, dass gegenüber konventioneller Bauweise 40 % CO2-Emissionen eingespart werden konnten und über 97 % der verbauten Materialien recycelbar sind.

Herr Willms, Sie haben mit „The Cradle“ ein Musterbeispiel für zirkuläres Bauen nach dem „Cradle-to-Cradle“-Prinzip geschaffen. Was bedeutet das?

Cradle-to-Cradle, kurz C2C, bedeutet „von der Wiege zur Wiege“ – das heißt, das Gebäude wird als Materiallager betrachtet. Alle eingesetzten Baustoffe werden hinsichtlich ihrer Materialgesundheit, Sortenreinheit und Trennbarkeit (‚Design für Demontage‘) geprüft und ausgewählt, sodass sie nach Gebrauch wiederverwendet (‚Re-use‘) oder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können. Durch diese Art des ressourcensparenden Bauens werden Produktionsprozesse optimiert, das Anfallen von nicht recycelbaren Materialien wird minimiert, der CO2-Ausstoß reduziert. Alle verbauten Materialien lassen sich über einen Material Passport zurückverfolgen und genaustens nach Art, Lebensdauer und Position bestimmen. Auch Angaben zu Rezyklierbarkeit, Demontierbarkeit, Trennbarkeit, Gesundheitsklasse, CO2-Fussabdruck und Restwert lassen sich so dokumentieren. Wir haben darauf geachtet, dass sich alle Fügetechniken und Verbindungen einfach wieder lösen lassen. Die Fassade lässt sich wieder in ihre Bestandteile zerlegen und in Teilen wiederverwenden, wir haben so weit möglich auf Klebstoffe und Verbundmaterialien verzichtet. Es gab auch eine „Bannliste“ für chemische Produkte, die nicht in den verwendeten Materialien vorkommen durften. Das garantiert auch eine maximale Wohngesundheit. Auch im Innenausbau haben wir auf Wiederverwendbarkeit geachtet, die Teppichböden werden z.B. aus Recyclingmaterial bestehen. Um CO2-Emissionen zu vermeiden, haben wir die Obergeschosse in Holz-Hybrid-Bauweise gebaut. In den Untergeschossen haben wir überall, wo es damals erlaubt war, Recycling-Beton verwendet. Inzwischen gibt es weitere Forschungen, die die Einsatzmöglichkeiten von R-Beton erweitern.

Warum sollten Bauherren und Bauunternehmen auf so etwas achten?

Wir haben mit der Planung schon 2017 begonnen – das war noch vor Greta Thunberg. Inzwischen ist das Thema Nachhaltigkeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen, das wird von den Kunden nachgefragt. Unsere Mieter haben das Thema Nachhaltigkeit sehr stark in ihrer Unternehmensphilosophie und wollten in einem nachhaltigen Gebäude mieten. Die Hälfte der Flächen hatten wir bereits vor der Baugenehmigung vermietet. Wenn man sich als Unternehmen jetzt nicht mit ressourcenschonendem Bauen auseinandersetzt, wird man bald nicht mehr wettbewerbsfähig sein und sein Geschäftsmodell verlieren. Wir werden das Wissen und Know How, das wir gesammelt haben, auch in anderen Projekten anwenden. Wir haben nun bei Materialauswahl und Grundkonzept ein wunderbares Framework, wir denken jetzt in der Cradle-to-Cradle C2C Logik und werden das auch im Bestand so entwickeln. Und wir konnten durch das Projekt einen enormen Wissensvorsprung beim nachhaltigen Bauen aufbauen.

Ist es teurer so zu bauen?

Man muss auf jeden Fall mit höheren Planungskosten rechnen, um externe Expertise ins Boot zu holen. Bei der Realisierung nicht unbedingt: Es gibt viele C2C-Produkte, die kostengleich sind. Auf einiges konnten wir durch die genaue Planung auch verzichten, z.B. durch die Führung der Außenfassade auf einen teuren außenliegenden Sonnenschutz.

Wie realisiert man so ein komplexes Vorhaben?

Wir haben ganz am Anfang mit den Circular Economy Spezialisten von EPEA ein Projekt-Manifest aufgesetzt und eine Maßnahmenmatrix erstellt. Darin haben wir das Ziel formuliert, so zirkulär wie möglich zu bauen, das war das Fundament, auch für Gespräche mit Investoren und Fachplanern. Auch HPP Architekten waren schon früh im Boot. Auch alle ausführenden Unternehmen mussten ihre Materialien über einen „Building Material Scout“, eine Datenbank für geeignete zirkuläre Materialien, freigeben lassen und alle Materialien in das digitale Building Information Modell des Architekten hochladen. Die digitale Planung ist extrem wichtig für so eine Bauweise, damit man weiß, was wo verbaut ist. Wir haben das ganze Gebäude als digitalen Zwilling geplant, in dem wir den gesamten Lebenszyklus abbilden können. Nach Fertigstellung wird The Cradle als erstes Pilotprojekt in Deutschland auf der Madaster-Plattform registriert – einem globalen Online-Kataster für Materialien und Bauprodukte. So wird es möglich, C2C zu monetarisieren, indem Material und Rohstoff-/Immobilienwert digital miteinander verknüpft werden. Dank der Anbindung von Madaster an die Rohstoffbörse können Gebäude als werthaltige Rohstoffdepots abgebildet werden.

 

Was war Ihre größte technische Herausforderung?

Zirkulär zu bauen, war eigentlich gar nicht die größte Herausforderung. Am schwierigsten war es für uns, einen Sonderbau in der Hochhausregion als Holzhybrid-Bau mit tragender Holzfassade zu realisieren. Die Knotenpunkte und die Statik zu berechnen war sehr komplex für die Planer, hier konnten wir einen Holzspezialisten gewinnen, der uns hierbei unterstützt hat.

Was empfehlen Sie anderen Bauherren und Unternehmen, um den Einstieg ins zirkuläre Bauen zu finden?

Man muss nicht das ganze Projekt imitieren, sondern kann auch einzelne Aspekte integrieren – übrigens auch in Bestandsbauten. Das geht in jedem Projekt. Cradle-to-Cradle ist ein Produktlabel – es gibt mittlerweile 11.000 Cradle-to-Cradle-zertifizierte Produkte, die man verwenden kann. Es kommt auch nicht darauf an, das Gebäude am Ende zu zertifizieren, sondern den Grundgedanken zu verwirklichen.

Mehr zum Projekt erfahren am 18. Oktober

Am 18. Oktober wird Andreas Willms das Projekt in Augsburg vorstellen auf der Veranstaltung „Zirkuläres Bauen – Ideen von der Planung bis zum Abbruch“. Weitere Infos unter https://www.region-a3.com/calendar/circular_economy/

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