Darum geht’s:
A3 ist renommierter und führender Kompetenzstandort der Luft- und Raumfahrt. Zahlreiche Aerospace-Weltmarktführer sind hier ebenso zuhause wie namhafte Forschungseinrichtungen.
Die Luftfahrtgeschichte Augsburgs reicht weit zurück. Bereits im 19. Jahrhundert wurden hier die Grundlagen für die Fliegerei gelegt, beispielsweise mit der Ballonfabrik Augsburg, gegründet im Jahr 1897. Von Augsburg aus gelang auch Auguste Piccard 1931 der erste Flug in die Stratosphäre. 1927 wurden die Grundlagen für die spätere Messerschmitt AG gelegt, wo 1939 das erste Strahlflugzeug entwickelt wurde.
Auch heute noch ist Augsburg ein bedeutender Standort der Luftfahrtindustrie, in dem Komponenten von Flugzeugen und Raketen entstehen. Vor Ort werden Innovationen im Bereich Wasserstoff, Leichtbaumaterialien, Ressourceneffizienz, Automation und KI in der Produktion entwickelt. Aktuell sind in der Region rund 25.000 Menschen in der Branche beschäftigt. Viele bedeutende Projekte wurden und werden durch sie mitgestaltet. Die Liste der Akteure ist lang – sowohl auf Seiten der Industrie mit beispielsweise MT Aerospace, Premium AEROTEC, Airbus Helicopters, KUKA, Liebherr, SGL und vielen weiteren, als auch auf Seiten der ansässigen Forschungsinstitute mit dem Anwenderzentrum Material- und Umweltforschung (AMU), dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Fraunhofer-Einrichtung für Gießerei, Composite- und Verarbeitungstechnik (IGCV), dem Institut für Materials Ressource Management (MRM) der Universität Augsburg oder der Technischen Hochschule Augsburg.
Der Stoff, der Fliegen leichter macht
In der Region Augsburg finden sich Experten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, Automatisierter für die Produktion, Global Player der Luft- und Raumfahrt-Zulieferindustrie und hochinnovative Materialhersteller. Zu letzteren zählt zum Beispiel SGL-Carbon. Als führender europäischer Carbon- und Faserverbundwerkstoff-Hersteller hat die SGL Group mit Sitz in Meitingen ihre gesamten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten am Standort Augsburg gebündelt. Und damit ist sie nicht allein: Augsburg entwickelt sich immer mehr hin zum „Carbon Valley“. Optimal, denn gerade moderne Werkstoffe wie Carbon sind in der Luftfahrt der Schlüssel zum Erfolg: Belastbarer als Stahl, aber deutlich leichter. Gleichzeitig ist die Mechatronik eine der Leittechnologien im Wirtschaftsraum Augsburg. Praktisch, denn sie bildet die Grundlage für die Automation von Herstellungsprozessen und ist damit Aushängeschild für die erfolgreiche Produktionsregion A³.
So macht das Projekt die Zukunft besser:
Industrieunternehmen können an der MFZ-Anlage arbeiten und das Know-How des DLR in gemeinsamen Projekten nutzen.
Kooperativ in Richtung Zukunft
Zahlreiche weitere bedeutende Weltmarkt- und Technologieführer, Forschungseinrichtungen und Netzwerke sind in der Region A³ zuhause. Großer Wert wird am Standort Augsburg auf den Link zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gelegt, und das technologieübergreifend.
So steht im Zentrum für Leichtbauproduktionstechnologie (ZLP) des DLR beispielsweise eine europaweit einzigartige roboterbasierte Forschungsplattform, die MFZ-Anlage (Multifunktionszelle). Das ZLP ist spezialisiert auf automatisierte und qualitätsgesicherte Produktionstechnik im industriellen Maßstab. Es entwickelt innovative Strategien, um Leichtbaustrukturen kostengünstig, umweltbewusst und in hoher Qualität herzustellen. Dafür werden Prozessschritte untersucht, integriert und mit der entsprechenden technischen Infrastruktur im Industriemaßstab abgebildet. Eine MFZ-Anlage integriert beispielsweise neue roboterbasierte Produktions- und Qualitätssicherungstechnologien für Leichtbaustrukturen im Full-Scale-Maßstab. Industrieunternehmen können an den Anlagen arbeiten und das Know-how des DLR in gemeinsamen Projekten nutzen. Bei Bedarf bietet auch der Verkehrslandeplatz Augsburg beste Bedingungen Erforschtes im Reallabor anzuwenden, bevor es in die Serienproduktion geht. Diese ist nicht nur Ergebnis eines Kooperationsprojektes mit dem ebenfalls in der Region beheimateten Roboter-Hersteller KUKA Systems GmbH, sondern steht auch Industrieunternehmen zur Verfügung, um gemeinsam mit dem DLR neue Produktionsprozesse entwickeln und abbilden zu können.
Das DLR-Institut für Test und Simulation für Gasturbinen in Augsburg ist ein Vorreiter in der Forschung für emissionsfreies Fliegen und die Energieversorgung der Zukunft. Effiziente Turbomaschinen sind entscheidend, um Treibstoffverbrauch, Treibhausgasemissionen, Lärm und Abgase in Flugzeugen oder im Schiffsverkehr zu senken. Im Jahr 2024 neu fertiggestellten Institutsgebäude werden Werkstoffe, Bauteile und Gasturbinenkomponenten geprüft und mithilfe von Simulationsrechnungen als “Virtuelles Triebwerk” berechnet. Das Institut entwickelt numerische Methoden und Modelle, die mit digitalen Ontologien verknüpft sind und direkt mit den untersuchten Objekten und ihren virtuellen Zwillingen interagieren. Diese digitale Innovation revolutioniert komplexe IT-Prozesse in Industrieprozessen, einschließlich der Zusammenführung von Nachhaltigkeits- und Produktionsdaten. Parallel dazu werden am DLR SG einzigartige Prüfstände entwickelt. Die Ergebnisse der Modell-Simulationen lassen sich dann in Versuchen unter Realbedingungen validieren.
Besonderheit des Projekts:
In A3 bündeln sich umfassende Kompetenzen und Expertisen der Luft- und Raumfahrtbranche.
Um im Bereich Carbon verstärkt zu forschen, haben sich die Faurecia Automotive GmbH und die Premium Aerotec GmbH mit dem Carbonfaserhersteller Solvay GmbH aus Hannover und dem Anlagenbauer Engel GmbH aus Österreich zusammengetan. Gemeinsam bilden sie die erste reinindustriell finanzierte Leichtbau-Entwicklungsinitiative für die Automobil- und Luftfahrtbranche. Später kommen weitere regionale Partner dazu. Ziel ist es, größere Bauteile aus thermoplastischen Verbundwerkstoffen zu geringeren Kosten und in größerer Stückzahl zu produzieren. Die benötigten Anlagen wurden bereits im Technologiezentrum Augsburg installiert.
Plattform zum Mitgestalten: Technologiemesse AIRTEC
Passend zu den vielen Kompetenzen der Luft- und Raumfahrttechnik in Augsburg hat sich 2023 auch eine entsprechende Kommunikationsplattform angesiedelt, die internationale Technologiemesse AIRTEC. Die AIRTEC bietet eine Plattform, um den aktuellen, dramatischen Wandel der Luftfahrt entscheidend mitzugestalten. Experten aus aller Welt kommen zusammen, die davon getrieben sind, die Luftfahrt möglichst schnell emissionsfrei und klimaneutral zu gestalten und die luftgebundene Mobilität in vielerlei Hinsicht neu zu erfinden. Damit all das gelingt, treffen auf der AIRTEC mittelständische Hightech-Zulieferer auf OEMs und Upper Tiers, die auf der Suche nach völlig neuen Lösungen sind.
Eine Vielzahl verschiedenster Netzwerke hilft bei der Kooperationssuche und unterstützt Unternehmen mit spezifischen Leistungen. Darunter bavAIRia e. V., verantwortlich für das Management des Clusters Aerospace, welches Luftfahrt, Raumfahrt und Raumfahrtanwendungen umfasst – und eng mit dem Wirtschaftsraum Augsburg verbunden, der Cluster Mechatronik & Automation e. V., oder der Carbon Composites e.V. mit Sitz in der Region Augsburg, der seit 2007 Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die sich mit Hochleistungsfaserverbundwerkstoffen beschäftigen, miteinander verbindet.
Projekt Wasserstoff
Die enge Zusammenarbeit von Industrie und Forschung schafft neue, innovative Entwicklungen. So zum Beispiel im Bereich moderne Werkstoffe in der Luftfahrt.
Mit Wasserstoff und kostengünstig in die Zukunft
Seit 1973 entwickelt und produziert das Augsburger Unternehmen MT Aerospace wichtige Komponenten für den Bau der Ariane-Raketen. 2020 startete die ARIANE 5 bereits zum 108. Mal vom Weltraumbahnhof in Kouru, Französisch-Guayana. Ein weiterer Erfolg für die europäische Raumfahrt – wie auch für die Region Augsburg A³. Denn von hier stammen wesentliche Teile für die zuverlässigste, leistungsfähigste und erfolgreichste Weltraumrakete.
Um nachhaltiges Fliegen geht es aktuell beim Luft- und Raumfahrtspezialisten MT Aerospace, ein Tochterunternehmen des Raumfahrt- und Technologiekonzerns OHB. MT Aerospace befindet sich in konkreten Forschungs- und Entwicklungsprogrammen, um unter anderem für Flugzeuge Wasserstoffspeicher- und Versorgungssysteme zu entwickeln. Mit MTU Aero Engines, entwickelt MT Aerospace derzeit ein komplettes Flüssigwasserstoff-Treibstoffsystem für die zivile Luftfahrt, mit einer fliegenden Brennstoffzelle als erstem Anwendungsfall.
Aktuell macht auch die Rocket Factory Augsburg von sich reden: Das Startup will mit hochinnovativen und gleichzeitig kostengünstigen Trägerraketen den New Space-Markt erobern. Das Unternehmen wurde 2018 als Teil der internationalen OHB-Familie gegründet und hat seitdem an einem ersten Prototyp ihrer Trägerrakete RFA ONE gearbeitet. Diese ist ein sogenannter Small-Launcher, mit einer Länge von 30 Metern deutlich kleiner, leichter und dadurch preiswerter als herkömmliche Raketen. Eine wichtige Rolle nehmen dabei 3D-Drucktechnologien ein, mit denen sehr schnell anspruchsvolle Teile gefertigt werden. Mit ihrem Vorhaben möchte die Rocket Factory Augsburg zum europäischen und gar weltweiten Marktführer aufsteigen. Das Startup bietet mit seinen Technologien auch die Möglichkeit der Erdbeobachtung. Mit dem Transport von Satelliten ins All kann unser Planet in Echtzeit vernetzt werden. Genaue Wettervorhersagen und die Klimabeobachtung sind nur einige Anwendungsbeispiele. Die Entwicklung der Luft- und Raumfahrt kann also mit Spannung weiterverfolgt werden.