Darum geht’s:
Das Augsburger Wassermanagement-System ist ein einmaliges Beispiel für eine mehr als 800-jährige Entwicklung urbaner Wasserwirtschaft. Es zeugt von der technischen Pionierleistung der Region und steht bis heute für Fortschritt und Innovation.
Einmaliges Technik- und Kulturensemble ist UNESCO-Welterbe
Vor mehr als 2.000 Jahren wurde die Stadt Augsburg zwischen den beiden Flüssen Lech und Wertach errichtet. Bereits die alten Römer wussten die herausragende Lage zu schätzen. Dort, wo sich beide Flüsse vereinen, spielt Wasser deshalb seit Jahrhunderten eine tragende Rolle in der Stadtentwicklung und der Geschichte der Industrieregion. Schon im Mittelalter begannen die Menschen, Wasser aus beiden Flüssen gezielt in die Stadt zu lenken. So entwickelte sich über lange Zeit ein ausgeklügeltes System an Kanälen und Wasserkraft-Techniken, um die BürgerInnen mit Brauch- aber auch Trinkwasser zu versorgen. Insgesamt 22 Objekte, darunter Wasserkraftwerke, Trinkwasserwerke, Brunnenkunst und Wasserläufe aus über 2.000 Jahren Stadtgeschichte, dokumentieren bis heute die Entwicklung der Wasserversorgung in und um Augsburg. Dieses weltweit einmalig vorkommende, noch erhaltene Ensemble zählt deshalb seit Juli 2019 zum UNESCO-Welterbe.
Lebensader Wasser
Wer durch Augsburgs Straßen geht, stellt schnell fest: Es gibt kaum einen Ort, an dem das Wasser nicht rauscht. Ein etwa 77 Kilometer langes Netz an Kanälen und Bächen durchströmt das Stadtgebiet wie ein Aderngeflecht. Eine bedeutende Rolle kommt dabei dem Hochablass zu, ein großes Stauwehr im Lech. Von hier aus wird das Lechwasser, das durch die Innenstadt fließt, abgeleitet – und das schon seit 1346. So ließen sich im Mittelalter zahlreiche Handwerksbetriebe mit ihren Mühlen und Hammerwerken an den Kanälen nieder, um die Kraft des Wassers zu nutzen. Wasserräder, wie das am Schwalllech, prägen somit noch heute das Bild der Innenstadt und erinnern an die frühe Energiegewinnung aus Wasser für Augsburgs Handwerk.
So macht das Augsburger Wassersystem die Zukunft besser:
Frühe Innovationen aus der Region, die bis heute für unsere Gesellschaft von großer Bedeutung sind: Nutzung der Wasserkraft, Trinkwasserversorgung und Nachhaltigkeit
Technische Innovationen und Pionierleistung in der Trinkwasserversorgung
Die regionale Wasserwirtschaft brachte beeindruckende technologische Innovationen hervor, die für den späteren wirtschaftlichen Aufstieg entscheidend waren. Waren es erst Wasserräder und Mühlen, die das Wasser ankurbelte, wurden diese später durch Pumpen und Turbinen in den Kraftwerken der Region ersetzt. Das Wasserwerk am Roten Tor mit seinen drei Wassertürmen – vermutlich das älteste bekannte Wasserwerk Mitteleuropas – wurde zum Beispiel in ganz Europa für sein ausgeklügeltes Pumpsystem bewundert. Es konnte auch höher gelegene Stadtteile Augsburgs seit 1416 mit Trinkwasser versorgen. Die Sensation: Seit dem 16. Jahrhundert liefen Lech- und reines Quellwasser voneinander getrennt in die Stadt. Die Trennung von Trink- und Brauchwasser war zu dieser Zeit in keiner anderen Kommune zu finden. Folglich war das Leben in der Stadt verhältnismäßig hygienisch. Nach über viereinhalb Jahrhunderten in Betrieb wurde das Werk am Roten Tor durch ein neues Wasserwerk am Hochablass ersetzt, ein weiteres faszinierendes Denkmal der Industriekultur. Dieses war das erste Trinkwasserwerk weltweit, das eine Versorgung ganz ohne Wassertürme möglich machte. Heute können Technikbegeisterte im historischen Wasserwerk noch die alten Schwungräder und Pumpen bestaunen. Doch die Kraft des Lechs wird weiterhin genutzt: Moderne Turbinen erzeugen im Keller des kunstvollen Gebäudes Öko-Strom. Weitere Wasserkraftwerke bei Gersthofen, Langweid und Meitingen im Landkreis Augsburg sind bis heute für die flächendeckende Stromversorgung in A³ im Einsatz.
Einmalig und welterbewürdig:
- Weltweit einmalig vorkommendes Wassermanagement-System
- Das Augsburger Brunnentrias – Augustusbrunnen, Merkurbrunnen und Herkulesbrunnen – genauso wie die Sammlung hydrotechnischer Modelle aus dem 17. bis 19. Jahrhundert sind weltweit einzigartig
- Leben mit dem Wasser: Die Region nutzte sehr früh die Kraft des Wassers für Handwerk und Industrie
Mit der Kraft des Wassers zum Industriezentrum
Dank der zahlreichen turbinenbetriebenen Kraftwerke stieg die Region im frühen 19. Jahrhundert zur florierenden Papier- und Textilmetropole auf. Es konnten Webstühle und Spinnereimaschinen in den großen Fabrikbauten angetrieben werden. Später war die Wasserkraft unverzichtbar für die Stromerzeugung in den Textilfabriken. So diente etwa das Kraftwerk am Stadtbach seit 1873 der Baumwollspinnerei, der damals größten Spinnerei Deutschlands. Noch heute sind die zahlreichen Kraftwerke mit ihrer Industriearchitektur Zeugen der wirtschaftlichen Geschichte der Region. Welche große Bedeutung das Wasser für das einstige „deutsche Manchester“ hatte und welche Industriezweige noch von den Stadtkanälen profitierten, können Interessierte im staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) entdecken.
Kostbares Gut für die Region – gestern, heute und in Zukunft
Das Element Wasser vereint in A³ auf einzigartige Weise Natur, Technik und Wirtschaft. So beweist die Geschichte der Wirtschaftsregion, wie wir Menschen und unsere Gesellschaft von der Kraft des Wassers profitieren können. Der Innovationsgeist in der Region sorgte über Jahrhunderte hinweg für technische Neuerungen im Wasserbau. Und noch heute beruht die regionale Energieversorgung und Trinkwasserförderung auf der Augsburger Tradition, welche mit Hilfe neuer Technologien fortgeführt wird. Damals wie heute ist das Gut Wasser nicht nur Grundlage für das Wohlergehen in der Region, sondern auch eine wertvolle Ressource, die es zu schützen gilt.
Lesen Sie hier, mit welchen Maßnahmen das kostbare Nass in der Region A³ geschützt wird.
Bildergalerie – Die Kraft des Wassers
Weiterführende Links
Webseite des Welterbe-Büros Stadt Augsburg:
Denkmäler und Sehenswürdigkeiten rund um das Augsburger Welterbe:
Deutsche UNESCO-Kommission zum Augsburger Welterbe: