Erfolgsstory Revitalisierung Innerstädtische Konversionsflächen neu belebt

Die Revitalisierung von Flächen ist Herausforderung und Chance zugleich. Mehrere Beispiele in Augsburg zeigen, wie große Konversionsflächen fit für die Zukunft wurden. Die Sheridan-, Reese- und Flak-Kaserne sowie das innerstädtisch gelegene Prinz-Karl-Viertel, wurden erfolgreich revitalisiert und wieder in den Wirtschaftskreislauf eingegliedert. Statt Kasernenambiente oder Brachflächen finden sich dort heute attraktive Wohnareale, spannende Arbeitgeber, architektonische Highlights und neue Freiräume mit hoher Aufenthaltsqualität. Heute sind die Flächen in großen Teilen vermarktet. Einzelne Flächen und Projekte werden heute noch in allen ehemaligen Kasernenstandorten entwickelt. Mit der erfolgreichen Umwandlung hat Augsburg sogar europaweit Vorbildcharakter. Diesem Erfolg ging jedoch ein langer Prozess voraus. Viele Akteure zogen dafür gemeinsam an einem Strang: Stadtplaner, städtische Dienststellen, Treuhänder- und Entwicklungsträger, wie die Wohnbaugruppe Augsburg, Architekten und Investoren. Bürger wurden hierbei aktiv in Beteiligungsprozesse eingebunden.

Darum geht’s:

Der Abzug der US-Streitkräfte am Ende des 20. Jahrhunderts stellte die Stadt Augsburg vor eine Herausforderung: 162 Hektar bis dahin militärisch genutzter Flächen lagen brach. Diese wurden neu entwickelt, um sie wieder in den Wirtschaftskreislauf einzugliedern. Schritt für Schritt entwickelten sich aus den Konversionsflächen konkurrenzstarke und zukunftsorientierte Standorte. Die mit der Flächenkonversion einhergehenden Chancen wurden in A³ also meisterhaft genutzt.

Wohnen und Gemeinbedarf im Reesepark

Das Freiwerden der zwei US-Kasernen Reese und Sheridan nutzte die Bauverwaltung als Chance, den gesamten Augsburger Westen von den Entwicklungsmaßnahmen profitieren zu lassen. Interessierte konnten an der Entwicklung beider Konversionsflächen mitwirken. Dabei wurden über die baulichen Fragen hinaus auch gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Aspekte mitgedacht. Aus der 42 Hektar großen, früheren Reese-Kaserne in Kriegshaber ist so der Reesepark mit dem Schwerpunkt Wohnen und Gemeinbedarf hervorgegangen. Die dortige Parkanlage ist Teil des Westparks, einer der größten zusammenhängenden Freiflächen Augsburgs. Er fungiert als fließender Übergang zum nahegelegenen Stadtteil Pfersee, wo auf der größten Konversionsfläche der Stadt, der Sheridanpark entstanden ist. Auch dort erhöht der Westpark die Lebensqualität und dient als verbindendes Element zwischen dem neuen Wohngebiet und dem neuen Gewerbeareal an der B17. Das Areal bietet den Kriegshaber Bürgern großzügige Spiel-, Sport- und Erholungsflächen.

Die Stadt Augsburg und ihre Treuhänderin- und Entwicklungsträgerin, die Wohnbaugruppe Augsburg Entwickeln, ist aktuell auch im Reesepark aktiv. In den sieben Hektar großen Neubaugebieten wurden in den letzten Jahren Mehrfamilien- sowie Einzel-, Reihen-, und Doppelhäuser gebaut. Im nördlichen Bereich der ehemaligen Reese-Kaserne entstand ein Nahversorgungszentrum. Die kulturelle Zwischennutzung von „Kulturpark West“, zog bis Herbst 2022 um auf das ehemalige Gaswerkareal in Oberhausen. Eine ehemalige High-School wurde umgebaut zum „Schwäbischen Förderzentrum für Hörgeschädigte“, in ein altes Kasino zog das Kulturhaus Abraxas und ein früheres „Guesthouse“ wird nun von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Verwaltungsgebäude genutzt. Seitens der Wohnbaugruppe Augsburg Leben wurden dort 141 geförderte Wohnungen im Jahr 2021 fertiggestellt. Für eine Wohnanlage mit 135 geförderten Wohnungen inklusive Nachbarschaftszentrum, Mehrgenerationentreff, Büros und sozialen Beratungsstellen startet die Vermietung im dritten Quartal 2023.

So macht das Projekt die Zukunft besser:

  • Optimale Flächennachnutzung
  • Nachhaltige Neubauten
  • Wiederbelebung alter Gebäude
  • Neuer Wohn- und Freiraum mit hoher Lebensqualität
  • Möglichkeit zur Ansiedlung neuer Unternehmen

Gewerbe-Highlights im Sheridanpark

Im Sheridanpark entstanden auf 72 Hektar Wohnbebauungen, attraktive Gewerbeflächen und das Bildungshaus Westpark. Für vier der letzten freien Wohnbaufelder wurde 2021 ein sogenanntes Konzeptvergabeverfahren als Modellprojekt erarbeitet, das es Baugruppen, insbesondere auch Baugemeinschaften ermöglicht, bei der Grundstücksvergabe zum Zug zu kommen. Damit sind anstelle des Höchstpreises soziale und ökologische Aspekte sowie eine sozialverträgliche Quartiersentwicklung wesentliche Kriterien bei der Vergabe der betreffenden Baufelder. Dies ermöglicht den zukünftigen Bewohnern, auch im Geschoßwohnungsbau ihre Vorstellungen von Wohnen, Partizipation und Nachbarschaft zu verwirklichen. Von diesem Verfahren erwartet sich die Stadt Augsburg auch innovative Projekte, die die Quartiere beleben und die Nachbarschaft bereichern. Für mehr Wohnen sorgt im Sheridanpark auch die Wohnbaugruppe Augsburg Leben, welche die betreffenden Grundstücke im Rahmen der Entwicklungsmaßnahme erworben hat. So wurden 109 Wohnungen im ersten Quartal 2022 fertiggestellt. Weitere 62 Wohneinheiten sollen bis Ende 2023 folgen. Realisiert werden diese im Rahmen der Einkommensorientierten Förderung (EOF). Mieter werden damit je nach Einkommensstufe durch monatliche Mietzuschüsse entlastet.

Auch Unternehmen aus den Bereichen Kreativwirtschaft, IT- und Kommunikation, Gesundheitswirtschaft, Mechatronik und Automation fanden hier ihren Raum. Projektentwicklungen, wie der Sheridan Campus stehen dort in den Startlöchern: Damit plant die Firma ECO OFFICE GmbH & Co. KG hochmoderne Büroflächen, die sich in ihrer Gesamtheit an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und an der ESG-Regulierung orientieren. Für eine moderne Bürowelt steht auch der Sheridan Tower, dem die LEED-Zertifizierung eine besonders nachhaltige Bauweise bescheinigt. Andere, so zum Beispiel das Unternehmen deka messebau, ein Spezialist für Raumkonzepte und Innenausbau, haben im Sheridanpark ihre Freiflächen dem Artenschutz gewidmet und auf circa 1.200 Quadratmetern eine Blühwiese angelegt. In unmittelbarer Nähe hat die IT-Firma Netz16 zusammen mit dem Netz16 Process Automation Team, einem der führenden Anbieter für Digitalisierungslösungen, 2015 ihre Firmenzentrale in einem futuristisch anmutenden Bau bezogen. Im Sheridanpark zählt zu den noch erhaltenen Gebäuden unter anderem das ehemalige Sheridan-Offizierscasino. Dem Casino soll nun neues Leben eingehaucht werden. Ziel der Stadt ist es, einen Investor mit einem Nutzungskonzept zu finden, das dem Charakter der Immobilie gerecht wird und gleichzeitig dem Wunsch der Bevölkerung nach einer zumindest in Teilen öffentlich zugänglichen Nutzung nachkommt. Von Interesse sind Konzepte aus einem Dreiklang – wie zum Beispiel Gastronomie, Tagung und Hotel.

Besonderheit des Projekts:

  • Viele Akteure und Interessierte wurden im Entwicklungsprozess miteingebunden
  • Architektonische Highlights machen die neuen Flächen zu Vorzeigequartieren
  • Hier geht man neue Wege in punkto Nachhaltigkeit und Gemeinbedarf

Nachhaltigkeitszertifizierung im Prinz-Karl-Viertel

Im Prinz-Karl-Viertel ist auf etwa 8 Hektar ein modernes, citynahes Vorzeigequartier für Wohnen, Gewerbe und Dienstleistung entstanden. Es war Teil der Offensive Zukunft Bayern und im Jahr 2000 Außenprojekt der EXPO-Weltausstellung. Dort wurden viele ungewöhnliche Wege gegangen, um bestmögliche städtebauliche Lösungen für die zukünftige Nutzung zu finden. Highlight ist das in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz aufwendig modernisierte, frühere Kasernengebäude an der Schertlinstraße: das heutige Prinz-Karl-Palais. Im historischen Backsteinbau sind Gastro, Büros und Praxen eingezogen. Gegenüber befindet sich das Bismarckpalais, das ehemalige Kreiswehrersatzamt, die zweite städtebauliche Dominante im Prinz-Karl-Viertel. Das sanierte Gebäude beherbergt Wohnungen, Büros, Arztpraxen sowie Kanzleien und dient als städtebauliches Bindeglied zum Bismarckviertel. Ende 2022 startete ein weiteres Neubauprojekt der Wohnbaugruppe Augsburg Leben. Verteilt auf vier Gebäude entstehen bis Ende 2024 47 neue Wohnungen nach KfW-Effizienzhaus 40 NH (Nachhaltigkeits-Klasse). Dies sichert den künftigen Mietern dauerhaft niedrige Heizkosten. Städteplanerischer Schlusspunkt soll der neue Hochschulcampus auf dem Gelände der früheren Justizvollzugsanstalt werden. Am Campus Prinz Karl sollen künftig innovative und kreative Impulse für den Standort Augsburg gesetzt werden.

Branchengrößen im Kobelcenter Süd

Viele Branchengrößen wie auch Hidden Champions haben die Vorteile der Flächenangebote erkannt. Wie dabei Synergien entstehen können, zeigt sich am deutlichsten beim Kobelcenter Süd, das auf der Konversionsfläche der ehemaligen Flak-Kaserne entstand. Bereits in den 1990er-Jahren wurde dort ein Gewerbeareal vermarktet. Nun finden sich in direkter Nachbarschaft zum Klinikum, das 2019 zum Universitätsklinikum Augsburg umgewandelt wurde, zahlreiche Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit und IT. Dazu gehören Kontron, weltweit führender Anbieter von Embedded Computer Technology, oder die Kirstein GmbH Technische Systeme. Als nischenspezialisierter Entwicklungspartner in den Bereichen Elektronik und Mechanik bietet das Unternehmen Hightech-Lösungen für Steuer- und Regelsysteme. Auch ein Hotel und ein Zentrum für Kardiologie haben sich dort angesiedelt. Ein besonderes Highlight ist beispielsweise auch das Inklusionshotel einsmehr oder die Firma Buhl Personal, ein Marktführer in der gastronomischen Personaldienstleistung.

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